Im Labor zeigt sich unter überschaubaren Bedingungen in kurzer Zeit, ob neue Substanzen
z.B. die Zellen des sehr aggressiven Bauchspeicheldrüsenkrebs schädigen oder soweit
beeinflussen können, dass Chemotherapien besser zur Wirkung kommen. Nur die aussichtsreichsten
Kandidaten werden weiter erforscht. Derzeit untersucht das Team um Ingrid Herr fünf solcher
potentieller Krebsmedikamente, darunter den Brokkoli-Wirkstoff Sulforaphan.
Patientenstudie zu Brokkoli-Wirkstoff gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
hat begonnen
Die Wissenschaftler zeigten in den letzten Jahren mit ihren Experimenten, dass der
Inhaltsstoff aus Brokkoli und verwandtem Gemüse das Krebswachstum hemmt und die Wirkung
von Chemotherapien verstärkt. Sie untersuchten u.a. Veränderungen in der Eiweißproduktion
der Krebszellen und entdeckten, dass Sulforaphan einen bestimmten Signalweg in den besonders
aggressiven Zellen des Bauchspeicheldrüsenkrebs blockiert. Mit diesem Stoffwechselweg
schützen sich die Zellen vor der Chemotherapie. "Sulforaphan bricht die Resistenz der
Krebszellen", so Herr. Eigene Therapieversuche an Mäusen sowie Pilotstudien aus den
USA zu anderen Krebsarten verliefen so vielversprechend, dass am Universitätsklinikum
Heidelberg nun eine Patientenstudie gestartet wurde. Darin will das Team überprüfen,
ob Sulforaphan aus Brokkolisprossen das Behandlungsergebnis bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
verbessern kann.
"Die Änderungen durch das neue Gerät zur Proteinmessung gleichen dem Umstieg vom
handgeschriebenen Brief auf E-Mail - es erleichtert unsere Arbeit ungemein," sagt
die Biologin. Die digitale Proteinmessung mittels Infrarotlicht ersetzt die älteren
Verfahren, bei denen Proteine zuerst umständlich mit Fluoreszenzfarbstoffen markiert
und danach auf Röntgenfilmen dargestellt wurden (Western Blot und ECL-Detektion).
Für die zeitaufwändige und kostenintensive Entwicklung der Röntgenfilme benötigte es
zudem eine Dunkelkammer und entsprechende Chemikalien. Nun müssen lediglich die mit
Farbstoff markierten Proben, Tumorgewebe oder betäubte Mäuse in das Gerät gelegt werden.
Das System bringt die Farbstoffe mittels Infrarot-Laser-Detektionssystemen zum
Fluoreszieren und ermittelt daraus die Proteinmenge. Das Verfahren ist deutlich
empfindlicher und genauer bei gleichzeitig geringerem Kosten- und Zeitaufwand.
Mit dem neuen Messgerät unterstützt die Dietmar Hopp Stiftung gleichzeitig die
Umstrukturierung der Experimentellen Chirurgie, in der vormals hauptsächlich
Operationstechniken erprobt wurden. Nun steht die Erforschung potentieller
Krebsmedikamente auf molekularer Ebene im Mittelpunkt. Dabei fördert die enge
Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum im Rahmen der gemeinsamen
Arbeitsgruppe Molekulare OnkoChirurgie eine auf den Patienten ausgerichtete
Forschung.
Über die Dietmar Hopp Stiftung
Die Dietmar Hopp Stiftung wurde 1995 gegründet, um die Umsetzung gemeinnütziger Projekte zu
ermöglichen. Das Stiftungsvermögen besteht überwiegend aus SAP-Aktien, die Dietmar Hopp aus
seinem privaten Besitz eingebracht hat. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung, die zu den größten
Privatstiftungen Europas zählt, rund 375 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Schwerpunkt der
Förderaktivitäten liegt in der Metropolregion Rhein-Neckar, mit der sich der Stifter besonders
verbunden fühlt. Auf Antrag fördert die Stiftung Projekte gemeinnütziger Organisationen in den
Bereichen Jugendsport, Medizin, Soziales und Bildung. Darüber hinaus setzt die Dietmar Hopp
Stiftung ihre satzungsgemäßen Zwecke durch eigene Förderaktionen um. Die neueste Aktion will
unter dem Titel "alla hopp!'' alle Generationen für mehr Bewegung begeistern. Daher spendet die
Stiftung Bewegungs- und Begegnungsanlagen an 18 Kommunen der Region im Gesamtwert von 40
Millionen Euro. Die Dietmar Hopp Stiftung ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen, im
Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und in der Sportregion Rhein-Neckar e.V.
Mehr Informationen im Internet unter:
www.dietmar-hopp-stiftung.de
Literaturhinweise:
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg Mai 2014
Kallifatidis G and Herr I. 2009. Sulforaphane targets panceatic tumor-initiating
cells by NF-?B-induced anti-apoptotic signaling. GUT 58:949-963. IF 10.732
Rausch V and Herr I. 2010. Synergistic activity of sorafenib and sulforaphane
abolishes pancreatic cancer stem cell charcteristics. Cancer Res 70:5004-5013. IF 8.650
Kallifatidis G and Herr I. 2011. Sulforaphane increases drug-mediated cytotoxicity
cancer stem-like cells of pancreas and prostate. Mol Ther 19: 188-195. IF 7.041
Forster T and Herr I. 2014. Sulforaphane counteracts aggressiveness of pancreatic
cancer driven by dysregulated Cx43-mediated gap junctional intercellular communication.
Oncotarget, im Druck.
Herr I. 2014. Kreuzblütler auf dem Kreuzzug gegen Krebs. Passion Chirurgie, im Druck.
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs