"Die Oxytocin-Gruppe gab signifikant höhere emotionale Empathie-Werte zu Protokoll als die Placebo-Gruppe", fasst Dr. René Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie der Uni Bonn das Hauptergebnis zusammen. Dabei hatten die Teilnehmer der Placebo-Gruppe keineswegs Schwierigkeiten, den Ausdruck der abgebildeten Gesichter rational zu deuten. Die Oxytocin-Gabe bewirkte lediglich ein größeres emotionales Einfühlungsvermögen: Die getesteten Männer erreichten Werte, wie sie sonst für Frauen typisch sind. Normalerweise kann das "schwache" Geschlecht in punkto "Empathie" einen deutlichen Vorsprung verbuchen.
Nasenspray verbessert Lernerfolg
In einem zweiten Versuch mussten die Teilnehmer am Computer einen einfachen Merktest absolvieren. Bei richtigen Antworten erschien
auf dem Bildschirm ein lobendes, bei falschen ein tadelndes Gesicht. Alternativ erfolgte das Feedback über grüne (richtig) oder rote
(falsch) Kreise. "Ganz allgemein war der Lernerfolg höher, wenn die Rückmeldung über Gesichter erfolgte", sagt Dr. Keith Kendrick
vom Babraham-Institut im britischen Cambridge. "Die Oxytocin-Gruppe sprach auf das mimische Feedback aber noch einmal deutlich besser
an als die Placebo-Gruppe."
Eine wichtige Rolle scheint in diesem Zusammenhang der so genannte Mandelkern spielen. Diese Hirnstruktur, fachsprachlich Amygdala genannt, ist an der emotionalen Bewertung von Situationen beteiligt. Einige Menschen leiden unter einer sehr seltenen Erbkrankheit, bei der der Mandelkern mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen wird. "Wir hatten das Glück, zwei Patientinnen mit einem derartigen Amygdala-Defekt in unsere Studie einbeziehen zu können", sagt Hurlemann. "Beide Frauen reagierten im Merktest wesentlich schlechter auf lobende oder tadelnde Gesichter als Teilnehmerinnen einer Kontrollgruppe. Außerdem war bei ihnen das emotionale Einfühlungsvermögen beeinträchtigt." Die Forscher vermuten daher, dass der Mandelkern für den Effekt des Oxytocins mit verantwortlich sein könnte.
Oxytocin ist ein Hormon, das unter anderem die Geburtswehen auslöst. Es stärkt zudem die emotionale Bindung zwischen Mutter und
Neugeborenem. Auch beim Orgasmus werden große Mengen Oxytocin freigesetzt. Das Neuropeptid wird mit Gefühlen wie Liebe und Vertrauen
in Verbindung gebracht. "Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass emotionales Einfühlungsvermögen durch Oxytocin moduliert wird und
dass Ähnliches auch für Lernprozesse mit sozialen Verstärkern gilt", sagt Hurlemann. Eventuell eigne sich das Hormon daher als
Medikament bei Erkrankungen wie der Schizophrenie, die oft mit einem Verlust der sozialen Kontaktfähigkeit und sozialem Rückzug
einhergingen.
Kontakt:
Dr. Dr. René Hurlemann
Leiter der der Forschungsgruppe "Neuromodulation of Emotion (NEMO)"
Klinik für Psychiatrie der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-15057
E-Mail: renehurlemann@me.com
April 2010 |
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Literaturreferate
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