Im Kampf gegen Krankheitserreger und Krebszellen stehen so genannte Killer-Lymphozyten an
vorderster Front. Diese besondere Art weißer Blutkörperchen ist ein wichtiger Bestandteil des
körpereigenen Abwehrsystems. Mit Hilfe von speziellen Rezeptoren, die wie Antennen aus den
Zellen hervorragen, erkennen sie kranke Zellen und töten sie ab. Zu diesen Zell-Antennen gehört
der erst vor wenigen Jahren entdeckte so genannte NKG2D-Rezeptor. Dieser erkennt bestimmte Eiweiße,
die sich nahezu ausschließlich auf der Oberfläche von Krebszellen befinden und als NKG2D-Liganden
bezeichnet werden. In Laborversuchen haben Krebsforscher bereits gezeigt, dass über dieses
Rezeptor-System Tumorzellen abgetötet werden.
Die Wissenschaftler um Professor Dr. Helmut Salih, Medizinische Klinik und Poliklinik II des
Universitätsklinikums Tübingen, und Professor Dr. Alexander Steinle, Institut für Molekulare
Medizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, haben nun entdeckt, wie es den Tumorzellen
gelingt, der Immunabwehr zu entgehen: Die bösartigen Zellen sind in der Lage, ihre NGK2D-Liganden
abzustoßen und in den Blutkreislauf abzugeben. Das hat zur Folge, dass die Killer-Lymphozyten die
Krebszellen schlechter erkennen. Zusätzlich blockieren die im Körper zirkulierenden NKG2D-Liganden
den Rezeptor auf den Killerzellen und schwächen somit zusätzlich das Immunsystem.
„Wenn wir verhindern könnten, dass die NGK2D-Liganden in den Blutkreislauf abgegeben werden,
wäre das ein vielversprechender neuer Therapieansatz gegen Krebs“, erklärt Salih. Die Forscher
wollen noch einen Schritt weiter gehen und das Immunsystem sogar unterstützen. Denn in weiteren
Experimenten entdeckten sie, dass mittels bestimmter Medikamente die Produktion von NKG2D-Liganden
in Tumorzellen erhöht werden kann. „Auf diese Weise würde die Immunantwort der Killer-Lymphozyten
gegen die Krebszellen sogar verstärkt“, erläutert Steinle. „Bis zum klinischen Einsatz unserer
Studienergebnisse ist jedoch weiterhin intensive Forschungsarbeit nötig.“
Seit 2002 wurden die Arbeitsgruppen von Salih und Steinle von der Deutschen Krebshilfe
gefördert. In dieser Zeit veröffentlichten die Wissenschaftler bereits vierzehn wissenschaftliche
Artikel über ihre Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet in renommierten internationalen Fachmagazinen.
Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Fortschritte in der
Krebsforschung erfordern nicht nur viel Geduld und Ausdauer, bis sie den Betroffenen zu Gute
kommen können, sondern auch einen gesicherten finanziellen Rückhalt über einen längeren Zeitraum.
Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel für eines der Hauptanliegen der Förderinitiativen der
Deutschen Krebshilfe: Die hohe Qualität der onkologischen Forschung in Deutschland weiter zu
steigern, um die Heilungschancen der Betroffenen zu erhöhen.“
Hintergrund-Information: Krebsforschung
Die Fortschritte in der Krebsforschung haben dazu beigetragen, neue wirkungsvollere
Therapien gegen Krebs zu entwickeln und bestehende Behandlungsansätze weiter zu optimieren.
So konnten die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen in den vergangenen
Jahren erheblich verbessert werden. Diese Erfolge sind im Wesentlichen auch der Deutschen
Krebshilfe zu verdanken, denn die gemeinnützige Organisation ist der wichtigste private Förderer
der Krebsforschung in Deutschland. 2009 investierte die Deutsche Krebshilfe über 30 Millionen
Euro in die onkologische Forschung. Bei der Forschungsförderung gilt es, im Sinne einer optimalen
Patientenversorgung viel versprechende Ergebnisse aus der Forschung schnell und effizient in die
klinische Prüfung und Anwendung zu bringen.
Deutsche Krebshilfe
Juni 2011 |
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs