Bei Frauen mit einem hohen Drüsen- und Bindegewebeanteil innerhalb der Brust sprechen
Mediziner von einer "röntgendichten Brust". Mehr als jede dritte Frau über 50 ist betroffen.
Ein hoher Anteil an Drüsengewebe in der weiblichen Brust erhöht das Krebsrisiko.
Gleichzeitig können die Tumoren mit der Mammografie schwerer erkannt werden. „Da sowohl
das Drüsengewebe wie auch ein Tumor typischerweise eine höhere Dichte als das Fettgewebe
aufweisen und im Bild weiß erscheinen, ist ein Tumor bei der Frau mit dichter Brust in
der Mammographie schwerer zu erkennen“, erklärt Professor Dr. med. Markus Müller-Schimpfle,
Leiter der Diagnostik im Brustzentrum und Chefarzt der Klinik für Radiologie,
Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Frankfurt Höchst. Ein Brustultraschall
sei als ergänzende Untersuchung hier oftmals sinnvoll, um Unsicherheiten der Mammographie
auszuräumen. „Zumal gerade die Frau mit dichterer Brust gegenüber der Frau mit fettreicher
Brust ein höheres Brustkrebsrisiko in sich trägt“, so der Experte.
Statistisch betrachtet haben jüngere Frauen eine dichtere Brust als ältere. Während der
Menopause wandeln sich Anteile des Drüsengewebes in Fettgewebe um, allerdings bleibt bei
einem beträchtlichen Teil der Frauen die Brust auch dann "röntgendicht". Obwohl das
Screening-Programm mit größtmöglicher Qualitätssicherung durchgeführt werde, sei es
daher möglich, dass Tumore trotz der Teilnahme am Mammografie-Screening unentdeckt
blieben, warnt die DEGUM. Knapp ein Drittel aller in einem eingeladenen Screeningkollektiv
auffallenden Karzinome würden nicht durch die Bildgebung, sondern durch symptomatische
Befunde außerhalb des Screenings entdeckt, erklärt Müller-Schimpfle. Mit Hilfe ergänzender
Ultraschalluntersuchungen ließe sich die Zahl dieser „Intervallkarzinome“ reduzieren.
Die Zahl damit einhergehender falsch-positiver Befunde, also Ergebnisse die zu einem
„falschen Alarm“ führen, dürften nicht verschwiegen werden, so der Experte. „Meiner
Erfahrung nach erzeugt eine offene Kommunikation bei den Frauen weniger Stress als
unglaubhafte Beschwichtigungsversuche“, berichtet Müller-Schimpfle.
Zudem habe die Ultraschalluntersuchung der Brust bei der Abklärung verdächtiger
Mammografie-Befunde eine herausragende Bedeutung, betont Arbeitskreisleiter
Prof. Dr. med. Werner Bader (Bielefeld). Gerade bei einer Brust mit dem höchsten Dichtegrad sei der Ultraschall
der Tomosynthese, einer 3D-Mammografie, überlegen, so der Experte. Als Methode für
eine Reihenuntersuchung kommt der Ultraschall allerdings nicht in Frage: Die
Sonografie ist zu zeitaufwändig und die Ergebnisse sind sehr von der Qualität der
Geräte und der Erfahrung des Untersuchers abhängig. Besteht ein Verdacht, können
Ärzte die Ultraschalluntersuchung der Brust jederzeit anordnen. Die Leistung wird
dann von den Krankenkassen übernommen. Darüber hinaus können Patientinnen die
Mammasonografie auch als IGeL-Leistung in Anspruch nehmen und die Kosten,
rund 50 Euro, aus eigener Tasche bezahlen. Frauen, die aufgrund vieler Krebsfälle
in ihrer Familie ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben, sollten eine
humangenetische Beratung in Anspruch nehmen. Bei ihnen sei eine genetische
Testung und intensivierte Früherkennung unter Einbeziehung von Ultraschall
und MR-Tomographie zu erwägen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
Dezember 2015 |
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs