Brustkrebs ist immer noch die häufigste weibliche Tumorart. Über 75.000 Frauen erkranken jedes
Jahr neu daran. Spätestens seit der Einführung des bundesweiten Mammographie-Screening-Programms
ist die qualitätsgesicherte Röntgenuntersuchung der Brust fester Bestandteil der Krebsfrüherkennung
in Deutschland. Wegen ungenauer Ergebnisse ist sie jedoch immer wieder in der Diskussion:
Manche Veränderungen, die in der Mammographie bösartig aussehen, breiten sich nicht weiter
aus. Andererseits kann es vorkommen, dass ein bösartiger Tumor nicht erkannt wird.
Wissenschaftliche Arbeiten an der Uniklinik RWTH Aachen könnten die Brustkrebs-Früherkennung
verbessern: In der Arbeitsgruppe Molekulare Onkologie um Professor Dr. Edgar Dahl entwickeln
Wissenschaftler derzeit einen Bluttest, der bösartige Zellveränderungen schon in frühen
Stadien der Erkrankung erkennen soll. Als minimal-invasive und nicht belastende Methode
könnte dieser Test damit zukünftig die Mammographie ergänzen. Ein weiterer Vorteil des neuen
Frühwarnsystems: Der Test ist sehr spezifisch – er unterscheidet präzise zwischen gesundem
und krankem Gewebe.
Studienleiter Professor Dahl erläutert das Verfahren so: „Tumorzellen zeichnen sich dadurch
aus, dass bestimmte Bereiche ihrer Erbsubstanz DNA durch chemische Anhängsel, sogenannte
Methylgruppen, verändert sind. Jede Tumorart besitzt ein spezifisches Muster dieser Anhängsel,
fachlich als Biomarker bezeichnet. Sterben die Zellen ab, gelangt die verräterische Tumor-DNA
in kleinsten Mengen ins Blut und kann dort mit hochsensitiven molekularen Analyseverfahren
nachgewiesen werden. Wir sprechen dann auch von einer ‚Liquid Biopsy‘ oder ‚Flüssigbiopsie‘.“
Die ersten Studienergebnisse aus Blutproben von erkrankten und gesunden Probandinnen sind
bereits sehr vielversprechend. Doch bis Frauen flächendeckend von dem neuen Bluttest
profitieren können, ist noch einiges an Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten.
Ziel der Aachener Wissenschaftler ist es zunächst, die verwendeten Biomarker zu verbessern
und ihren Nutzen an großen Probandengruppen zu testen.
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Krebshilfe, betont:
„Im Sinne einer optimalen Patientenversorgung ist es ein besonderes Anliegen der
Deutschen Krebshilfe, Forschungsprojekte zu fördern, deren vielversprechende Ergebnisse
schnell und effizient in die klinische Anwendung gebracht werden, um die Überlebenschancen
und die Lebensqualität krebskranker Menschen stetig zu verbessern.“
Quelle: Deutsche Krebshilfe Oktober 2015
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs