Zoledronsäure: Anti-Tumor-Eigenschaften kommuniziert
Zoledronsäure ist weltweit die führende Therapie zur Prävention von Skelettkomplikationen bei
fortgeschrittenen und auf das Skelett ausgedehnten Tumorerkrankungen und dabei das einzige
Bisphosphonat, das Skelettkomplikationen bei osteolytischen und osteoblastischen Knochenmetastasen
signifikant reduziert. In den letzten Jahren wurde die adjuvante Mammakarzinom-Therapie mit
Zoledronsäure in der ABCSG-12-, der ZO-FAST- und der AZURE-Studie untersucht. Dabei wurden
erste Hinweise für Anti-Tumor-Eigenschaften von Zoledronsäure gefunden.
Auch die im Dezember 2010 im Lancet veröffentlichten Ergebnisse der MRC Multiple Myeloma
Studie IX zeigen über den Knochenschutz hinausgehende Eigenschaften von Zoledronsäure:
Beim fortgeschrittenen Multiplen Myelom zeigte sich dabei durch Zoledronsäure – in
Kombination mit einer Chemotherapie gegeben – eine signifikante Verlängerung des
Gesamtüberlebens von neu diagnostizierten Patienten gegenüber Clodronat. Die Patienten
lebten mit Zoledronsäure um 5,5 Monate länger als vergleichsweise unter Clodronat, was
einer Verbesserung des Gesamtüberlebens um 16 Prozent (p=0,0118) entspricht. Das
verlängerte Überleben unter Zoledronsäure war dabei unabhängig von dessen positiver
Wirkung auf Skelettkomplikationen (skeletal-related events; SREs), was von den Autoren
als Anti-Tumor-Eigenschaften interpretiert wurde [1].
Postmenopausale Mammakarzinom-Patientinnen: Signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens
bei zusätzlicher Gabe von Zoledronsäure
Die in San Antonio präsentierte zweite Interimsanalyse der prospektiven, randomisierten, kontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie AZURE ergab für die gesamte Studienpopulation mit 3.360 prä- und postmenopausalen Patientinnen unter Zoledronsäure zusätzlich zur Standardtherapie (adjuvante Chemo- und/oder Hormontherapie) gegenüber alleiniger Standardtherapie ein vergleichbares krankheitsfreies Überleben (primärer Studienendpunkt) [2].
Eine im Vorfeld geplante Subgruppenanalyse belegte jedoch eine signifikante Verbesserung des
krankheitsfreien und sogar des Gesamtüberlebens durch die adjuvante Zoledronsäure-Therapie bei
postmenopausalen Patientinnen (n=1.101) [2]. Bei prämenopausalen Patientinnen wurde dieser
Vorteil nicht bestätigt [2]. Es scheinen insbesondere Patientinnen mit einem niedrigen
Östrogenspiegel von Zoledronsäure in der adjuvanten Therapie zu profitieren. Damit decken
sich die Ergebnisse der AZURE-Studie mit denen der ZO-FAST- und der ABCSG-12-Studie, bei
denen die Patientinnen ebenfalls durch die postmenopausale Situation bzw. medikamentös-induziert
einen niedrigen Östrogenspiegel aufwiesen [3, 4].
Mammakarzinom: Niedriger Östrogenspiegel entscheidend für positive Wirkung von Zoledronsäure
Aufgrund dieser Ergebnisse wurde der von der EMA im Dezember 2009 akzeptierte Zulassungsantrag
für die adjuvante Therapie mit Zoledronsäure für prämenopausale Frauen in Kombination mit einer
anti-hormonellen Therapie von Novartis nach Rücksprache mit den Behörden zurückgezogen. Basis
des Antrags waren die Ergebnisse der ABCSG-12-Studie gewesen, jedoch hatte die EMA eine
Vorabauswertung der AZURE-Studie als konfirmatorische Untersuchung gefordert. Aktuell wird
geprüft, ob für ein erweitertes Patientenkollektiv, d.h. Patientinnen mit einem niedrigen
Östrogenspiegel, ein erneuter Zulassungsantrag gestellt wird, damit diese Patientinnen von
der zusätzlichen Gabe von Zoledronsäure profitieren können.
Fortgeschrittenes Mammakarzinom: Reduktion des Progressionsrisikos um 47 Prozent durch
zusätzliche Gabe von Everolimus
Die zusätzliche Gabe von Everolimus zur Hormontherapie mit Tamoxifen bei Patientinnen mit
HR+/HER2- metastasiertem Mammakarzinom, die zuvor mit einem Aromatasehemmer behandelt wurden,
verlängert die Zeit bis zur Progression im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit Tamoxifen.
Dies verdeutlichen die in San Antonio von der französischen GINECO-Gruppe präsentierten
Ergebnisse der Phase-II-Studie TAMRAD [5].
Anhand von 111 Patientinnen konnte nach sechs Monaten gezeigt werden: Der Anteil der
Patientinnen ohne Tumorprogression lag unter Everolimus und Tamoxifen bei 61,1 Prozent –
unter alleiniger Tamoxifen-Gabe dagegen nur bei 42,1 Prozent (p=0,045). Eine Progression
konnte unter der Kombination aus Everolimus und Tamoxifen um durchschnittlich 8,6 Monate –
unter Tamoxifen alleine nur um 4,5 Monate verzögert werden. Dies entspricht einer statistisch
signifikanten Reduktion des Progressionsrisikos um 47 Prozent (p=0,0026) [5].
Fortgeschrittenes Mammakarzinom: BOLERO-Studienprogramm untersucht Everolimus in
größtem internationalen Studienprogramm
Auch im Rahmen des Phase-III-Studienprogramms BOLERO (Breast Cancer Trials of OraL
EveROlimus) wird nach einer Behandlungsoption für Patientinnen mit fortgeschrittenem
Mammakarzinom gesucht. Der Fokus der BOLERO 2-Studie liegt hierbei auf Patientinnen,
die eine Resistenz gegenüber einer Hormontherapie entwickelt haben. In BOLERO 1 und 3
werden Patientinnen mit HER2-positivem metastasiertem Mammakarzinom eingeschlossen.
BOLERO ist aktuell das größte internationale Studienprogramm, in dem ein mTOR-Inhibitor
zur Behandlung von lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom untersucht
wird.
Quellen: Novartis Pharma GmbH
[1] Morgan G.J. et al. 2010. First-line treatment with zoledronic acid as compared
with clodronic acid in multiple myeloma (MRC Myeloma IX): A randomized controlled trial.
Lancet. 376(9757):1989-99. Epub 2010 Dec 3.
[2] Coleman R.E., Thorpe H.C., Cameron D. et al. 2010. Präsentation auf dem 33.
SABCS 8.-10.12.2010, San Antonio/USA, Abstract # S 4-5.
[3] Gnant M. et al. 2009. Endocrine therapy plus zoledronic acid in premenopausal
breast cancer. N Engl J Med 360:679-91.
[4] Coleman R., Bundred N., De Boer R. et al. 2009. Impact of Zoledronic Acid in
Postmenopausal Women with Early Breast Cancer Receiving Adjuvant Letrozole: Z-FAST,
ZO-FAST, and E-ZO-FAST. Präsentation auf dem 32. SABCS 2009, San Antonio/USA,
Abstract # 4082.
[5] Bachelot T. et al. 2010. TAMRAD: A GINECO randomized phase II trial of Everolimus
in combination with Tamoxifen versus Tamoxifen alone in patients (pts) with hormone-receptor
positive, HER2 negative metastatic breast cancer (MBC) with prior exposure to Aromatase
inhibitors (AI). 33rd San Antonio Breast Cancer Symposium 2010.
Februar 2011 |
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs