Brusterhaltendes Operieren, insbesondere beim frühen Mammakarzinom, ist
heutzutage in Europa und vielen Teilen der Welt Standard. Verbesserte
Frühdiagnostik und die Etablierung neuer Strahlentherapien ermöglichen zudem
stärker individualisierte, risikoadaptierte Formen der Brustkrebstherapie. So wurde
vor knapp zwölf Monaten die Wirksamkeit der gezielten intraoperativen
Einmalbestrahlung mit dem INTRABEAM® Gerät durch die TARGIT-A Studie belegt
und im renommierten Fachmagazin The Lancet veröffentlicht. „Die Studie zeigt,
daß bei dieser Therapieoption in der Regel über 30 Bestrahlungssitzungen für
ältere Patientinnen mit kleinem Mammakarzinom ganz entfallen können - bei
gleicher Wirksamkeit und ebenso geringer Rückfallrate,“ so Dr. Jayant S. Vaidya,
Mitglied des TARGIT Komitees und Autor der Lancet Veröffentlichung zum TARGIT
Verfahren. „Die Ergebnisse zur intraoperativen Teilbrustbestrahlung sind daher bei
Medizinern weltweit auf größtes Interesse gestoßen.“
Auch nach dem Abschluss von TARGIT-A im April 2010 blieb die Rückfallrate bis
heute bei Patientinnen, die nur ein einziges Mal während einer brusterhaltenden
Operation bestrahlt wurden, konstant niedrig. Neue Untersuchungen zur
Verbesserung der Lebensqualität und Kosmetik untermauern inzwischen nochmals
die Vorteile dieser Behandlungsoption. Dies ergab auch eine Studie von
Prof. Frederik Wenz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
am Universitätsklinikum Mannheim und TARGIT Studienleiter in Deutschland, der
die ersten 123 Patientinnen, die im Rahmen der TARGIT Studie behandelt wurden,
nach zwei Jahren befragte. „Diese Patientinnen litten im Nachgang der
intraoperativen Einmalbestrahlung weniger an Schmerzen,“ so Professor Wenz.
„Denn durch die verkürzte und gezielte Bestrahlung mit dem INTRABEAM® Gerät
wird das umliegende Gewebe weniger strapaziert und die inneren Organe werden
geschont. Das wirkt sich natürlich auch auf den Heilungsprozess der Patientin aus,
die psychisch und physisch entlastet wird.“
Die Vorteile des TARGIT Verfahrens sind vielfältig. So verbessert die
Einmalbestrahlung ebenfalls das kosmetische Endergebnis, bestätigt Mohammed
Keshtgar vom University College London. „Im Vergleich zur herkömmlichen
sechswöchigen Nachbestrahlung sind starke Vernarbungen und Hautverfärbungen
bei der Einmalbestrahlung eher selten. Alle von uns befragten Patientinnen waren
sehr zufrieden mit dem Ergebnis nach der Behandlung.“ Sein Kollege Dr. Vaidya
ergänzt: „Nicht nur medizinisch, sondern auch ökonomisch bietet TARGIT enorme
Vorteile, insbesondere in den Ländern, in denen Kliniken noch nicht ausreichend
über Strahlentherapieangebote verfügen.“ Ein kostenintensiver Umbau für
Strahlenschutzmaßnahmen ist zur intraoperativen Bestrahlung mit dem mobilen
INTRABEAM® Gerät nicht notwendig. Darüber hinaus sparen Patientinnen Zeit und
Geld für häufige und lange Anfahrtswege für die üblicherweise bis zu sieben
Wochen dauernde Nachbestrahlung.
„Unser Ziel ist es, das Patientinnenkollektiv für die intraoperative
Einmalbestrahlung weiter auszubauen. Wir hoffen auch, dass unsere Erkenntnisse
und die vielen Vorteile der TARGIT Behandlung einen Paradigmenwechsel bei der
Therapie geeigneter Patientinnen einleiten. Das Verfahren hat Potenzial zum
neuen Standard in der Brustkrebstherapie,“ so Prof. Michael Baum,
emeritierter Professor für Chirurgie am University College London und Vorsitzender
des TARGIT Komitees.
In der klinischen Routine wird das INTRABEAM® Gerät zur Tumorbett Boost
Bestrahlung mit verkürzter Nachbestrahlung der ganzen Brust bereits an rund
40 zertifizierten deutschen Brustkrebszentren erfolgreich angewendet. In der
Schweiz kommt es in zwei Kliniken in Zürich zum Einsatz. Das Klinikum Feldkirch
bietet als einziges Klinikum in Österreich diese innovative Therapieoption an. Im
deutschsprachigen Raum haben fünf Brustzentren (Mannheim, München,
Homburg, Frankfurt, Berlin und Zürich) an der TARGIT-A Studie teilgenommen und
bieten ihren Patientinnen im Rahmen der TARGIT Studie die einmalige gezielte
intraoperative Radiotherapie mit dem Bestrahlungsgerät INTRABEAM® an.
Über TARGIT
Die internationale Forschungsgruppe von TARGIT-A befasst sich seit März 2000 mit einer neuen Strahlentherapie bei Brustkrebs, bei der die Behandlung auf eine einzige Bestrahlung reduziert wird. Dabei wird die Bestrahlung direkt nach der Tumorentfernung noch während der Operation verabreicht. So wird gezielt das betroffene Gewebe im Tumorbett von innen heraus bestrahlt. Zum Einsatz kommt hierfür das Bestrahlungssystem INTRABEAM® von Carl Zeiss. Die Studie prüft, ob sich mit der Einmalbestrahlung die Gefahr des Wiederauftretens von Krebs in der betroffenen Brust ebenso wirksam eindämmen lässt wie bei der ca. sechswöchigen konventionellen Nachbehandlung. Nach einem Zufallsverfahren erhält die eine Hälfte der teilnehmenden Frauen eine konventionelle Strahlentherapie, während die andere Hälfte intraoperativ bestrahlt wird. Nach der Behandlung der 2232. Patientin wurde die Studie im April 2010 ausgewertet. Die Ergebnisse wurden im Juli 2010 im renommierten Fachjournal The Lancet publiziert. www.targit-research.org
Weitere Informationen: März 2011
Carl Zeiss Meditec, www.meditec.zeiss.de/strahlentherapie
Printversion
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs