In Deutschland erkranken jedes Jahr 490.000 Menschen an Krebs [1]. Über 40 Prozent
von ihnen leidet bereits zum Diagnosezeitpunkt der Erkrankung an Schmerzen, in
späteren Stadien sind es etwa acht von zehn [2]. "Daher gehört eine angemessene
Schmerztherapie, deren Ziel im Idealfall Schmerzfreiheit bei möglichst geringen
Nebenwirkungen ist, zum Handwerkszeug eines Onkologen unabdingbar dazu", betont
Fiechtner.
Am Beispiel der Kasuistik einer 69-jährigen Patientin zeigt er, wie eine stark
wirksame und zugleich verträgliche Analgesie die Lebensqualität deutlich steigern
kann. Aufgrund eines Multiplen Myelomes mit zahlreichen Wirbeleinbrüchen litt die
Patientin unter Schmerzen der Stärke 8 bis 9 auf einer Numerischen Rating Skala
(NRS)*. Eine Schmerzbestrahlung half nur kurzfristig. Daher stellte Fiechtner
die Patientin auf 50 µg/h Fentanylpflaster ein. Dies führte zu einer reduzierten
Schmerzstärke von NRS 2 bis 3, aber trotz der Gabe von Laxanzien auch zu einer
eingeschränkten Darmfunktion. Die Lebensqualität der Patientin war dadurch stark
beeinträchtigt. Fiechtner stellte die Patientin auf zweimal täglich 20 mg/10 mg
der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon (Targin®)
um. Die Patientin vertrug das Kombinationspräparat sehr gut. Zudem gingen die
Schmerzen auf NRS 1 bis 3 zurück. "Folglich verbesserte sich auch die
Lebensqualität der Patientin deutlich", kommentierte Fiechtner das
Behandlungsergebnis.
Im Rahmen der medikamentösen Therapie von Tumorschmerzen stellen retardierte
Analgetika die Basismedikation dar, so Fiechtner. Dabei müsse nicht nur auf die
Wirksamkeit geachtet, sondern auch eine konsequente Prophylaxe und Therapie der
Nebenwirkungen betrieben werden. Für Schmerzspitzen sollte zusätzlich eine
wirkstoffgleiche Rescue-Medikation zur Verfügung stehen. So könnten auch
starke Tumorschmerzen wirksam und verträglich gelindert werden.
Schmerzen sind der häufigste Grund, zum Arzt zu gehen, bevor die Diagnose
Krebs gestellt wird (3). Nach einer europäischen Studie mit 4.947 Krebspatienten
lag "Schmerz" mit 31 Prozent vor den Symptomen "Knoten" (27 Prozent) und "Fatigue"
(11 Prozent) [3]. Zum Zeitpunkt der Befragung litten über 50 Prozent der Patienten
an Schmerzen [3]. Dabei hing die Prävalenz von Tumorschmerzen unter anderem von
der Tumorart ab. Zum Beispiel berichtete etwa jeder zweite Patient mit
Prostatakarzinom von Schmerzen, bei einem Pankreaskarzinom waren es dagegen über
90 Prozent [3]. "Daher gehört eine angemessene Schmerztherapie, deren Ziel im
Idealfall Schmerzfreiheit bei möglichst geringen Nebenwirkungen ist, zum
Handwerkszeug eines Onkologen unabdingbar dazu", betont Fiechtner im Rahmen
des 19. Münchener Fachpresse-Workshops "Supportive Onkologie und
Immunthrombozytopenie". Eine individuelle und adäquate Behandlung von
Tumorschmerzen sei grundlegend für die Lebensqualität der Patienten.
Kasuistik zeigt: Wahl des Opioids für Verträglichkeit entscheidend
Am Beispiel der Kasuistik einer 69-jährigen Patientin zeigt der Hämatologe,
Onkologe und Palliativmediziner von der Hämato-Onkologischen Schwerpunktpraxis
Stuttgart, wie eine stark wirksame und zugleich gut verträgliche Analgesie die
Lebensqualität deutlich steigern kann. Aufgrund eines Multiplen Myelomes wurde
die Patientin mit einer Hochdosischemotherapie behandelt. Trotz der Gabe von
Bisphosphonaten kam es zu zahlreichen Wirbeleinbrüchen. Diese führten zu
Schmerzen der Stärke 8 bis 9 auf einer Numerischen Rating Skala (NRS)*.
Eine Schmerzbestrahlung brachte nur kurzfristig eine Linderung. Im Anschluss
traten die Schmerzen in fast gleicher Stärke wieder auf. Daher stellte
Fiechtner die Patientin auf Fentanylpflaster 50 µg pro Stunde alle drei
Tage ein. Daraufhin sank die Schmerzintensität auf NRS 2 bis 3. Doch es
kam zu einer stark eingeschränkten Darmfunktion, die auch mit Laxanzien
nicht deutlich nachließ. Dies beeinträchtigte die Lebensqualität der
Patientin stark. Fiechtner stellte die Patientin auf zweimal täglich
20 mg/10 mg der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem
Naloxon um. Diese erhält die normale Darmfunktion und verursacht weniger
Erbrechen, Übelkeit und Schwindel [4] . Die Patientin vertrug das
Kombinationspräparat sehr gut. Durch die starke Wirksamkeit gingen zudem
die Schmerzen auf NRS 1 bis 3 zurück. "Als Folge verbesserte sich auch die
Lebensqualität der Patientin deutlich", kommentierte Fiechtner das
Behandlungsergebnis.
Multimodaler Therapieansatz zur Linderung von Tumorschmerzen
Bei der Behandlung von Tumorschmerzen profitieren Patienten vor allem
von einer "Multimodalen Schmerztherapie". "Dabei umfasst die Behandlung neben
einer intensiven persönlichen Betreuung den strukturierten Einsatz von
Medikamenten aus der Gruppe der Nicht-Opioide, der Opioide sowie andere
Substanzen bis hin zu den klassischen Chemotherapien und Immuntherapien",
erläutert Fiechtner. Nicht-Medikamentöse Maßnahmen wie eine Physiotherapie, P
sychotherapie und invasive schmerztherapeutische Techniken ergänzen die Therapie.
Im Rahmen der medikamentösen Therapie von Tumorschmerzen stellen retardierte
Analgetika die Basismedikation dar, so Fiechtner. Dabei müsse nicht nur auf
die Wirksamkeit geachtet, sondern auch eine konsequente Prophylaxe und
Therapie der Nebenwirkungen betrieben werden: "Hierfür haben sich
Kombinationspräparate bewährt." Für Schmerzspitzen sollte zusätzlich
eine wirkstoffgleiche Rescue-Medikation zur Verfügung stehen. Bei
unzureichender Wirkung solle die Dosierung der Basismedikation angepasst
werden. Somit könnten auch starke Tumorschmerzen wirksam und verträglich
gelindert werden.
Literaturhinweise:
Quelle: 19. Münchener Fachpresse-Workshop "Supportive Onkologie und Immunthrombozytopenie" am 12. Juli 2012 in München.
Veranstalter: Mundipharma August 2012
[1] www.krebshilfe.de/krebszahlen.html, Stand: 2/2012
[2] Sabatowski R. et al. 2010. Tumorschmerztherapie, In: Schmerztherapie.
Standl T., Schulte am Esch J., Treede R.-D., Schäfer M., Bardenheuer H. J. (Hrsg.),
2. Aufl. Stuttgart. Georg Thieme Verlag S. 384-396.
[3] EPIC: European Pain in Cancer Survey, EPIC presentation of Europe-wide
survey results Downloadable powerpoint presentation (Mai 2011):
http://www.paineurope.com/pain-surveys/epic-survey/publication-for-download.html (
abgerufen am 10.07.2012)
[4] Schutter U. et al. 2010. Innovative pain therapy with a fixed combination
of prolonged-release oxycodone/naloxone: a large observational study under
conditions of daily practice. Curr Med Res Opin 26 (6): 1377-1387
Printversion
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs