Die Diagnose Krebs ist besonders schwerwiegend, wenn sich bereits Metastasen im Körper gebildet haben.
Durch neue und deutlich gezieltere Medikamente und Chemotherapien befinden sich Patienten heutzutage
jedoch immer häufiger im sogenannten oligometastasierten Zustand. Darunter versteht man Krebspatienten
mit einer limitierten Anzahl von Metastasen in wenigen Organen (zum Beispiel Leber und Lunge).
Erstmals wurde der Begriff „Oligometastasierung“ durch Hellman und Weichselbaum in einem Editorial
im Journal of Clinical Oncology 1995 verwendet [1]. Seitdem erschienen zahlreiche Artikel zu diesem Thema.
Neue Studienergebnisse zeigen, dass bei Oligometastasierung die Überlebenswahrscheinlichkeit durch
die Addition lokal-kurativer Behandlungskonzepte möglicherweise deutlich verbessert werden kann [2].
Neben der systemischen Therapie mit chemotherapeutischen oder molekular-zielgerichteten Agentien,
die auf den ganzen Körper wirken, kommen in dieser Situation vermehrt lokal-chirurgische [3-7],
minimalinvasive [6-9] und strahlentherapeutische (radiochirurgische) [5-7,10,11] Therapieformen
zum Einsatz. Leider basieren diese Daten bisher fast ausschließlich auf Phase-I/II Studien zur
Machbarkeit und Toxizität, wobei die klinische Evidenz für ein verlängertes Überleben mit lokalen
und systemischen Therapiekombinationen besonders für Darmkrebs [4,9], Nierenkrebs [6],
Brustkrebs [5], Prostatakrebs [11] und Lungenkrebs [3] stetig wächst.
Diese neuen Therapieformen und Erkenntnisse wurden im Rahmen einer inter-disziplinären Fortbildung
mit dem Thema „Der oligometastasierte Patient: kurative Optionen durch lokale Therapie?“ am
Universitätsklinikum Frankfurt gemeinsam mit dem Saphir Radiochirurgie Zentrum am 24. Juli
vorgestellt und diskutiert. Renommierte Experten des Universitätsklinikums Frankfurt
(unter anderem Prof. Claus Rödel, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Onkologie,
Prof. Wolf Bechstein, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgi, Prof. Peter Kleine,
Leiter der Thoraxchirurgie, und Prof. Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Diagnostische und
Interventionelle Radiologie) und auswärtige Gäste (unter anderem Prof. Jürgen Dunst, Direktor der
Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Kiel/Lübeck)
thematisieren in zwei Schwerpunktblöcken verschiedene Behandlungsmöglichkeiten von Lungen- und Lebermetastasen.
Zusätzlich wurden in einer Podiumsdiskussion Fallbeispiele und Studienkonzepte für unterschiedliche
Tumorarten besprochen. Das Universitätsklinikum Frankfurt wird sich gemeinsam mit dem Saphir
Radiochirurgie Zentrum in zukünftigen klinischen Studien intensiv der Frage widmen, welche
Patienten von einer lokalen Therapie bei Oligometastasierung profitieren. Dabei stellen sich
auch Fragen nach dem zeitlichen Verlauf der Metastasierung (zum Beispiel primäre oder sekundäre
Oligometastasierung, Oligopersistenz oder Oligoprogression) und zu den relevanten Prognosefaktoren
für den Patienten (z.B. Tumorentität, Histologie, Metastasenzahl, rezidiv-freie Intervalle,
Progressionsgeschwindigkeit, Ansprechen auf die Systemtherapie sowie patientenspezifische Faktoren
wie Alter, Allgemeinzustand und Komorbiditäten). Dabei ist das Universitätsklinikum Frankfurt eines
der erfahrensten deutschen Zentren auf dem Gebiet der Leber- und Thorax-Tumorchirurgie [4]
und -Ablationstechniken [9] und das Saphir Radiochirurgie Zentrum ist eines der erfahrensten
deutschen Zentren auf dem Gebiet der Radiochirugie von bewegten Lungen- und Lebertumoren [12-14].
Referenzen:
Quelle:Universitätsklinikum Frankfurt Juli 2015
[1] Hellman S, Weichselbaum RR. Oligometastases. J Clin Oncol. 1995;13(1):8-10.
[2] Weichselbaum RR, Hellman S. Oligometastases revisited. Nat Rev Clin Oncol. 2011;8(6):378-382.
[3] Vallières E. Oligometastatic NSCLC: the changing role of surgery. Transl Lung Cancer Res. 2014;3(3):192-194.
[4] Folprecht G, Gruenberger T, Bechstein WO, et al. Survival of patients with initially unresectable colorectal
liver metastases treated with FOLFOX/cetuximab or FOLFIRI/cetuximab in a multidisciplinary concept (CELIM study).
Ann Oncol. 2014;25(5):1018-1025.
[5] Salama JK, Chmura SJ. Surgery or ablative radiotherapy for breast cancer oligometastases. Am Soc Clin Oncol Educ Book. 2015;35:e8-e15.
[6] Gunjur A, Duong C, Ball D, et al. Surgical and ablative therapies for the management of
adrenal 'oligometastases' - A systematic review. Cancer Treat Rev. 2014;40(7):838-846.
[7] Lo SS, Moffatt-Bruce SD, Dawson LA, et al. The role of local therapy in the management of lung and liver
oligometastases. Nat Rev Clin Oncol. 2011;8(7):405-416.
[8] Wang Y, Lu X, Wang Y, Li W, Li G, Zhou J. A prospective clinical trial of radiofrequency ablation
for pulmonary metastases. Mol Clin Oncol. 2015;3(3):559-562.
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progression-free survival after thermal ablation using magnetic resonance-guided laser-induced interstitial
thermotherapy in 594 patients: analysis of prognostic factors. Invest Radiol. 2014;49(1):48-56.
[10] Corbin KS, Hellman S, Weichselbaum RR. Extracranial oligometastases: a subset of metastases curable
with stereotactic radiotherapy. J Clin Oncol. 2013;31(11):1384-1390.
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for Oligometastatic Prostate Cancer Treatment-naive Recurrence: A Multi-institutional Analysis.
Eur Urol. 2015 Jul 16. pii: S0302-2838(15)00608-9.
[12] Blanck O, et al. Rödel CM, Dunst J, et al. Extrakranielle stereotaktische Strahlentherapie:
Behandlungsergebnisse mit robotergestütztem Atemausgleichssystem nach 4 Jahren. Strahlenther Onkol. 2015;191(Supplement 1):61-62.
[13] Blanck O, et al. Hildebrandt G, Dunst J, et al. Robotergestützte Radiochirurgie von Lungentumoren
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[14] Blanck O, et al. Hildebrandt G, Dunst J, et al. Dosimetrischer Einfluss von residualen Trackingfehlern
in der robotergestützten Radiochirurgie von Lebertumoren. Strahlenther Onkol. 2015;191(Supplement 1):128.
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs