Mit der Entwicklung von Trastuzumab (Herceptin®) wurde vor über einem Jahrzehnt
eine neue Ära in der Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms eingeleitet. Dank des
monoklonalen Antikörpers ist der zuvor prognostisch äußerst ungünstige positive
HER2-Status heute in der adjuvanten und metastasierten Situation ein signifikanter
Überlebensvorteil [1]. Ab 2013 wird die bewährte Antikörpertherapie neben der
intravenösen Verabreichung zusätzlich auch als subkutane Formulierung zur Verfügung
stehen. Aktuelle Ergebnisse der Zulassungsstudie HannaH belegen die gleichwertige
Wirksamkeit und Sicherheit der subkutanen Behandlung mit Trastuzumab [2].
Den Patientinnen ermöglicht diese Weiterentwicklung eine einfachere Therapie
ohne Infusion und Port.
Überlebensvorteil durch umfassende HER2-Blockade mit Pertuzumab und Trastuzumab
Einen ganz neuen Ansatz für die 1st-Line-Therapie des HER2-positiven metastasierten
Mammakarzinoms ermöglicht die Entwicklung des monoklonalen Antikörpers Pertuzumab:
Als erstes Medikament wurde Pertuzumab speziell zur Inhibition der HER2-Dimerisierung
entwickelt. Wie Trastuzumab richtet sich auch Pertuzumab gegen den HER2-Rezeptor,
greift aber an einem anderen Epitop der HER2-Domäne an. Die Kombination der beiden
komplementären Wirkmechanismen ermöglicht eine umfassende Blockade der tumorspezifischen
HER2-Signalwege. Aktuelle Ergebnisse der CLEOPATRA-Studie bestätigen die Wirksamkeit
dieser dualen Strategie: Patientinnen, die gegen die metastasierte Erkrankung zuvor
nicht behandelt worden waren, haben einen signifikanten Überlebensvorteil, wenn sie
zur aktuellen Standardtherapie Trastuzumab plus Docetaxel den HER2-Dimerisierungsinhibitor
(HDI) Pertuzumab erhalten - entsprechende Ergebnisse zum Gesamtüberleben (OS) werden noch
in diesem Jahr präsentiert. Gleichzeitig bewirkt die zusätzliche Gabe von Pertuzumab eine
signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) von median 12,4 auf
18,5 Monate (HR=0,62; p< 0,0001) und eine Verbesserung der objektiven Ansprechrate
(ORR) von 69,3 auf 80,2% (p=0,0011) [3]. Die neue Substanz zeichnet sich durch ein
günstiges Sicherheitsprofil aus: Die Abbruchraten unter dem Pertuzumab-Regime waren
vergleichbar mit der aktuellen Standardtherapie (6,1 vs. 5,3%) - unter Pertuzumab
wurde kein Anstieg kardialer Ereignisse beobachtet [4, 5].
"Mit Pertuzumab steht uns schon bald eine hocheffektive und gut verträgliche neue
Therapieoption zur Verfügung, die unseren Patientinnen einen deutlichen klinischen
Vorteil bietet", betonte Schneeweiss. "Das ist ein weiterer wichtiger Fortschritt in
der Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms." In den USA ist Pertuzumab bereits
seit Juni 2012 unter dem Handelsnamen Perjeta™ als First-Line-Therapie im metastasierten
Stadium zugelassen - das positive Votum der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA)
wird für Ende 2012 erwartet.
Dualer Angriff auf den Tumor: Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat T-DM1
Das innovative Antikörper-Wirkstoff-Konjugat T-DM1 steht ebenfalls für eine
vollkommen neue zielgerichtete Therapie beim HER2-positiven Mammakarzinom. "Mit der
Entwicklung von T-DM1 ist es gelungen, die bewährte Antitumoraktivität von Trastuzumab
mit dem hochwirksamen Zytostatikum DM1 zu einem ganz neuen Wirkmechanismus zu verbinden",
erklärte Harbeck. "Während Trastuzumab selektiv tumorspezifische HER2-Signalwege blockiert
und die Tumorzellen für die körpereigene Abwehr markiert, wird DM1 erst im Inneren der
Tumorzellen aktiviert und zerstört diese gezielt von innen heraus." In der 2nd-Line-Therapie
des HER2-positiven metastasierten Mammakarzinoms ist dieser innovative Wirkmechanismus von
T-DM1 der bewährten Kombination Capecitabin (Xeloda®) und Lapatinib hinsichtlich zentraler
klinischer Endpunkte überlegen - das zeigen Ergebnisse der Studie EMILIA, die erstmals auf
dem ASCO 2012 präsentiert wurden. So verlängerte T-DM1 das mediane PFS signifikant von
6,4 auf 9,6 Monate (HR=0,65; p< 0,0001). Zugleich war T-DM1 der Kombinationstherapie
hinsichtlich der objektiven Ansprechrate (ORR, 43,6 vs. 30,8%) sowie der Ein- und
Zwei-Jahres-Überlebensrate (84,7 vs. 77% bzw. 65,4 vs. 47,5%) überlegen. Reife
Daten zum mittleren OS liegen aktuell noch nicht vor - eine Interimsanalyse zeigt
jedoch bereits heute einen tendenziellen Überlebensvorteil für die Patientinnen im
T-DM1-Arm. Neben der gesteigerten Wirksamkeit profitieren die Patientinnen von der
geringeren systemischen Belastung: Infolge des tumorspezifischen Wirkmechanismus
traten unerwünschte Ereignisse (≥Grad 3) im T-DM1-Arm deutlich seltener auf
(40,8 vs. 57%) [6]. "Die Ergebnisse der EMILIA-Studie sind beeindruckend", so Harbeck.
"Aller Voraussicht nach wird T-DM1 die Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms
bereits in naher Zukunft entscheidend verändern."
Literaturhinweise:
[1] Wirkstoffe im Profil: Trastuzumab (Herceptin®), 1. Auflage, München 2010.
[2] Jackisch C, et al., EBCC 2012
[3] Baselga J, et al. 2012. N Engl J Med 366:109-119.
[4] Baselga J, et al. 2012. J Clin Oncol 30 (Suppl), Abstract #597.
[5] Ewer M, et al. 2012. J Clin Oncol 30 (Suppl), Abstract #53.
[6] Blackwell K, et al. 2012. J Clin Oncol 30 (Suppl): Abstract #LBA1.
Quelle:
Pressegespräch im Rahmen des Senologie-Kongresses am 5. Juli 2012 in Stuttgart. Veranstalter: Roche Pharma AG
August 2012 |
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Literaturreferate
GeparQuattro-Studie:
Neoadjuvante Therapie mit Trastuzu-
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs