Der Subtyp, von dem zahlenmäßig bei weitem die meisten Patientinnen betroffen sind, ist der so genannte luminale Brustkrebs. Er wird in etwa zwei Drittel aller Brustkrebsfälle diagnostiziert. Mit Hilfe weiterer Untersuchungsmethoden lassen sich die Patientinnen mit luminalem Brustkrebs drei Risikogruppen zuordnen, mit niedrigem, mittleren und hohem Risiko, dass der Tumor nach der Erstbehandlung wieder auftritt.
Patientinnen mit hohem Risiko werden heute fast immer mit einer
aggressiven Chemotherapie behandelt; Patientinnen mit niedrigem Risiko
genügt dagegen meist die weitaus schonendere und deutlich kostengünstigere
anti-hormonelle Therapie. Für die Patientinnen der mittleren Risikogruppe -
immerhin ca. 40% aller Frauen mit Brustkrebs - geben die Behandlungsleitlinien
dagegen meist keine sichere Handreichung, wie optimal behandelt werden kann.
Um ein Wiederauftreten des Tumors sicherer verhindern zu können, empfehlen
Ärzte deswegen oftmals eine Chemotherapie, wobei man weiß, dass dies in
über 80% der Fälle unnötig ist, die Patientin nicht unerheblichen
Nebenwirkungen und der Gefahr einer dauerhaften Beeinträchtigung ihrer
Gesundheit aussetzt.
Lebensrettende Chemotherapie gezielt einsetzen
Neue diagnostische Methoden erlauben es heute, das Risiko eines Wiederauftretens
des Tumors besser bestimmen zu können, als dies noch vor wenigen Jahren möglich
war und so Chemotherapie gezielter einzusetzen. Hierzu wird die Aktivität von
Genen im Tumor der Patientinnen gemessen. Die Methoden erlauben es so,
Patientinnen eine Chemotherapie zu ersparen, die diese objektiv nicht
benötigen - umgekehrt aber auch Patientinnen einer gegebenenfalls
lebensrettenden Chemotherapie zuzuführen, die diese ansonsten nicht
erhalten hätten. Diese Erkenntnisse aus einer Studie der Frauenklinik
der Technischen Universität München um Prof. Marion Kiechle,
Direktorin der Frauenklinik, wurden bei der diesjährigen St.
Gallen Konsensus-Konferenz präsentiert und auf dem Fortbildungskongress
FOKO 2013 der Frauenärztlichen BundesAkademie auf einer Pressekonferenz
in Düsseldorf vorgestellt. Zur Messung der Genaktivität kam der
EndoPredict®-Test zum Einsatz. Dieser Test wurde in Deutschland
entwickelt und ist seit ca. 18 Monaten in vielen Brustzentren in
Deutschland und der Schweiz für die Patientinnen verfügbar.
Die Forscher konnten zeigen, dass durch Einsatz des EndoPredict®
bei 20% aller Patientinnen auf eine bereits geplante Chemotherapie
verzichtet werden konnte. Bei 5% der Patientinnen ergab sich, dass
eine Chemotherapie angezeigt war, die auf der Grundlage der üblichen
diagnostischen Methoden unterblieben wäre. "Diese Ergebnisse", so
Prof. Kiechle, "haben eine außerordentliche Bedeutung: Vielen
Patientinnen können wir auf diese Weise die erheblichen Belastungen
einer sinnlosen Chemotherapie ersparen und gleichzeitig eine nicht
kleine Zahl der Frauen effektiver behandeln und vielleicht sogar vor
dem Tod durch ihren Tumor bewahren."
Mai 2013: Neue Studienergebnisse erwartet
Interessant sind auch die wirtschaftlichen Folgen des Einsatzes des
EndoPredict®. Eine Studie von Forschergruppen aus Österreich, der
Schweiz und Deutschland, die im Mai 2013 bei der IMPAKT Brustkrebskongress
in Brüssel veröffentlich werden wird, ergab, dass der Einsatz des
EndoPredict dem Gesundheitssystem effektiv Geld sparen wird: Ein konsequenter
Einsatz des Tests bei den Patientinnen würde es erlauben, Chemotherapie
gezielter einzusetzen und so im Mittel über € 3.000 pro Patientin einzusparen -
und dies bei verbesserter Lebensqualität der betroffenen Frauen.
"Rechnet man diese Zahlen", so Prof. Kiechle, "auf Deutschland hoch,
so bedeutet das nicht nur, dass wir vielen tausenden Patientinnen eine
unnötige Chemotherapie ersparen könnten und zumindest mehreren hundert
eine deutlich verbesserte Chance geben würden, ihren Tumor zu besiegen.
Es würde zusätzlich im deutschen Gesundheitssystem fast 100 Millionen
Euro Kosten im Jahr effektiv einsparen. Vor diesem Hintergrund", meint
Prof. Kiechle, "ist das Zögern der Krankenkassen, diese echte Innovation
für die Frauen mit Brustkrebs in den gesetzlichen Leistungskatalog
aufzunehmen, kaum mehr zu verstehen."
Quelle: Frauenärztliche Bundesakademie FBA GmbH, Fortbildungskongress FOKO 2013
März 2013 |
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs