„Die GEICAM-Studie 9805 ist die erste Untersuchung, die einen signifikanten Benefit eines Taxans bei
nodalnegativen Hochrisikopatientinnen mit frühem Brustkrebs belegt“, erklärte Prof. Dr. Nadia Harbeck, Köln,
auf einer Pressekonferenz von sanofi-aventis anlässlich der CHMP-Empfehlung zur Indikationserweiterung von
Docetaxel (Taxotere®) [1]. Die Studie schloss 1.059 Patientinnen ein, die randomisiert je 6 Zyklen des
Standardregimes FAC oder des Docetaxel-haltigen TAC-Regimes erhielten. Alle Frauen waren nodalnegativ,
d.h. ohne axillären Lymphknotenbefall, gehörten aber aufgrund des Vorliegens von mindestens einem von
4 St.-Gallen-Kriterien (Tumor-Grading 2 oder 3, Tumor >2 cm, Alter <35 Jahre, hormonrezeptornegativ) der
Hochrisikogruppe an.
Rückfallrisiko um ein Drittel gesenkt
Die Studie erreichte ihr primäres Ziel: Nach einem Follow-up von median 67 Monaten hatten 86% der
Kontrollpatientinnen krankheitsfrei überlebt. Durch die Therapie mit dem TAC-Regime wurde das krankheitsfreie
Überleben signifikant um absolut 5% auf 91% verbessert [2]. Das Rückfallrisiko sank durch die Docetaxel-Gabe
um relativ 33% (Hazard Ratio=0,67; p=0,0181). Der Vorteil des TAC-Regimes blieb im weiteren Verlauf erhalten:
Nach 84 Monaten war der Unterschied im krankheitsfreien Überleben auf absolut 9% gestiegen (89% vs. 80% mit FAC).
„Mit dem TAC-Regime wird also ein exzellentes krankheitsfreies Überleben nach 5 und 7 Jahren erreicht“, kommentierte
Frau Prof. Dr. Nadia Harbeck. Die Daten für das Gesamt-Überleben sind zurzeit noch nicht reif.
Doch zeigt sich mit einer Reduktion des Mortalitätsrisikos um relativ 30% bereits ein Trend zugunsten des Docetaxel-Regimes
(Hazard Ratio 0,70; p=0,21).
Bei zusätzlicher Primärpropyhlaxe mit G-CSF erwies sich das TAC-Regime als insgesamt gut verträglich. Wird des Weiteren
noch ein Antibiotikum verabreicht, lässt sich die Rate febriler Neutropenien nach Frau Prof. Dr. Nadia Harbecks Erfahrung
auf ein Minimum reduzieren. Für die gute Handhabbarkeit des Docetaxel-Regimes spricht auch die Tatsache, dass ähnlich
wie im FAC-Arm über 95% der Patientinnen die vorgesehenen 6 Therapiezyklen abschlossen.
AGO empfiehlt Taxan-Therapie
Aufgrund der neuen Daten plädierte Frau Prof. Dr. Nadia Harbeck dafür, nodalnegative Patientinnen, die aufgrund
ihres erhöhtes Risikos eine adjuvante Chemotherapie benötigen, künftig mit einem Docetaxel-haltigen Regime anstelle
der bisher üblichen FAC- oder FEC- (5-Flouorouracil, Epirubicin, Cyclophosphamid) Protokolle zu behandeln. Das
entspricht auch den AGO-Empfehlungen, die die taxanhaltige Therapie bei der N0-Patientin mit hohem Rezidivrisiko
mit dem Empfehlungsgrad + bewerten, informierte Prof. Dr. Christoph Thomssen, Halle [1;3]. Für eindeutig indiziert
hält Frau Prof. Dr. Nadia Harbeck die Docetaxel-haltige Therapie bei nodalnegativen Patientinnen mit HER2-Überexpression
und ungünstigem Grading (G3). Bei Patientinnen mit HER2-negativem Tumor oder intermediärem Grading (G2) plädierte sie
für die zusätzliche Testung auf uPA/PAI-1. Patientinnen mit hoher Expression beider Marker sollten aufgrund ihrer
schlechten Prognose ebenfalls zytostatisch behandelt werden und ein Docetaxel-Regime erhalten.
Docetaxel ist bereits in Kombination mit Doxorubicin/Cyclophosphamid für die adjuvante Therapie von Patientinnen mit
operablem nodalpositivem Brustkrebs zugelassen. Die Zulassung auch für die adjuvante Therapie nodalnegativer
Hochrisiko-Patientinnen wird für Mitte Juli 2010 erwartet.
Quellen:
1. Fach-Presseroundtable „Aktuelle Therapiepespektiven in der Behandlung des frühen Mammakarzinoms mit Docetaxel“, Köln, 31. Mai 2010
2. Martin M et al.; ASCO 2008; Abstr. und Poster #542
3. Guidelines Breast Version 2010.1.1 D; www.ago-online.de
Juni 2010 |
Printversion |
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs