An der Studie hatten neun europäische Länder und fast 5.000 Frauen mit einem Frühkarzinom teilgenommen.
Der Tumor war bei ihnen kleiner als drei Zentimeter und die Lymphknoten in der Achsel waren noch
nicht tastbar. „In dieser Situation besteht die Behandlung in einer brusterhaltenden Entfernung
des Tumors, des Wächterlymphkotens und einer Bestrahlung der Brust“, berichtet DEGRO-Präsident
Professor Dr. med. Michael Baumann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden.
Da ein Tastbefund den Befall der Achsel nicht sicher ausschließt, werden heute vor der Operation
durch Einspritzen von Farbe jene Lymphknoten markiert, die für das Ableiten der Lymphe aus der Brust
zuständig sind. „Die probeweise Entfernung und Untersuchung dieser sogenannten Wächter-Lymphknoten
zeigt uns, ob die Lymphknoten in der Achsel tatsächlich nicht befallen sind“, erläutert Professor
Baumann. Die Behandlung bestand bei Befall des Wächterlymphknotens bisher in der operativen Entfernung
weiterer Lymphknoten aus der Achsel. „Die Ausräumung der Axilla hat bei vielen Frauen eine schmerzhafte
und dauerhafte Schwellung des Arms mit Bewegungseinschränkungen zur Folge, die wir als Lymphödem
bezeichnen“, fährt der DEGRO-Präsident fort.
Die AMAROS-Studie – die Abkürzung steht für After Mapping of the Axilla: Radiotherapy or Surgery? –
hat in den vergangenen Jahren untersucht, ob eine Strahlentherapie bei einem positiven Lymphknotenbefund
die Ausräumung der Achselhöhle ersetzen kann. „Diese Frage kann jetzt eindeutig bejaht werden“,
sagt DEGRO-Pressesprecher Professor Dr. med. Frederik Wenz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie
und Radioonkologie am Universitätsklinikum Mannheim. Die Studie habe gezeigt, dass es unter den
Teilnehmerinnen mit einem positiven Wächter-Lymphknoten nach der Strahlentherapie nicht signifikant
häufiger zu einem Tumorrückfall in der Achselhöhle kommt. Zudem hatten die Patientinnen, die eine
Radiotherapie erhalten hatten, signifikant seltener ein Lymphödem als die operierten Patientinnen:
Nach der Operation litten im ersten Jahr 28 Prozent an der schmerzhaften Schwellung des Arms,
nach fünf Jahren waren es noch 23 Prozent. Bei der Bestrahlungsgruppe waren es im
Vergleichszeitraum nur 15 beziehungsweise 14 Prozent. „Das Lymphödem ist eine dauerhafte
Folge der Operation, mit der sich die betroffenen Frauen für den Rest ihres Lebens arrangieren
müssen“, erläutert Professor Wenz. Vielen scheint dies zu gelingen. Bei einer Fragebogenerhebung
zur Lebensqualität gab es zwischen den beiden Patientinnengruppen diesbezüglich keinen Unterschied.
„Die Folgen können im Einzelfall jedoch schwerwiegend sein und die Strahlentherapie ist eine
Möglichkeit, das Risiko zu mindern“, meint Professor Wenz. Die Konkurrenz zur Operation sollte
nach Ansicht beider Experten jedoch nicht überbewertet werden. Beide Therapien waren äußert
effektiv.
Literatur:
Mila Donker M, van Tienhoven G, Straver ME, et al. 2014: Radiotherapy or surgery of the
axilla after a positive sentinel node in breast cancer (EORTC 10981-22023 AMAROS): a randomised,
multicentre, open-label, phase 3 non-inferiority trial. Lancet Oncol 2014. Published Online
October 16, 2014 http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(14)70460-7
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.
www.degro.org
Dezember 2014 |
Literaturreferate
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