"Frau R. ist ein beeindruckendes Beispiel für den Erfolg einer modernen, individualisierten
Krebsmedizin", sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik und Poliklinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Leiterin des Gynäkologischen Krebszentrums sowie
des Regionalen Brustzentrums Dresden am Universitäts Krebscentrum. Brustkrebspatientinnen,
bei denen nach Entfernung des ursprünglichen Tumors Metastasen auftreten, bleibt die
durchschnittliche Überlebenszeit auf wenige Jahre begrenzt. Dank moderner
Diagnoseverfahren ist es Pathologen möglich, die Beschaffenheit der ausgestreuten
Krebszellen genau zu analysieren. Auf Basis dieser Ergebnisse können die behandelnden
Ärzte unterschiedliche Medikamente ganz gezielt einsetzen, um das ungezügelte Wachstum
der Tumorzellen zu stoppen. "Leider verändern im Laufe der Jahre die Tumorzellen oft
ihre Beschaffenheit, so dass die Medikamente ihre Wirkung verlieren. Doch bei Frau R.
hält die Antikörpertherapie die Krebszellen weiterhin in Schach", sagt die auf
Krebstherapie spezialisierte Gynäkologin Dr. Karin Kast.
Antikörpertherapie stoppt Krebszellen auf sanfte Weise
Insbesondere beim Kampf gegen Brustkrebs steht den Ärzten eine Vielzahl an Medikamenten
zur Verfügung. Weil Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung der Frau ist, können
neue Therapieansätze anhand einer Vielzahl von Patientinnen in Studien rasch auf
ihre Wirksamkeit überprüft werden. Wird Brustkrebs erstmals entdeckt, wird der
Tumor je nach Art und Beschaffenheit auf unterschiedliche Weisen entfernt beziehungsweise
bekämpft. Neben der Operation sind dies die Strahlen-, die Antihormon- und die
Chemotherapie. Letztere hat je nach ihrer Wirkungsweise unterschiedliche Nebenwirkungen.
Kommen Zellgifte zum Einsatz, die das rasche Wachstum des Tumors unterbinden,
werden auch andere schnellwachsende Zellen - etwa die für das Haarwachstum
verantwortlichen - geschädigt.
Anders ist es bei den Antikörpertherapien: Hierbei werden Moleküle über Infusionen
eingeschleust, die sich ganz gezielt an Krebszellen ankoppeln. Dadurch können sie
entweder deren Wachstum blockieren oder vom Immunsystem des Körpers als Tumorzelle
erkannt und zerstört werden. Doch die Antikörpertherapie muss zur Krebszelle
passen wie ein Schlüssel zum Schloss. Um das festzustellen, lassen die Krebsspezialisten
der Uni-Frauenklinik Tumorgewebe vom Institut für Pathologie untersuchen.
Die Krebsspezialisten können feststellen, über welche Rezeptoren die jeweiligen
Zellen verfügen. Anhand dieser Ergebnisse fällt die Entscheidung für eines der
verfügbaren Medikamente.
Trotz Therapieerfolg ist engmaschige Kontrolle wichtig
Heute, 18 Jahre nach der ersten Brustkrebsdiagnose gilt Frau R. als tumorfrei.
Doch anders als bei anderen Patientinnen, bei denen der Krebs vor der Erstbehandlung
noch nicht ausgestreut hat und die meist keinen Rückfall erleiden, wurden bei ihr
bereits 1998 erstmals Lungenmetastasen festgestellt und mit Chemotherapie und
antihormoneller Therapie behandelt. Trotzdem bildeten sich weitere Tochtergeschwüre
in der Lunge. Erst mit dem Wechsel ins Dresdner Uniklinikum und dem Start der
Antikörpertherapie stabilisierte sich die Situation. Dank einer engmaschigen
Kontrolle - die Lunge der Patientin wird regelmäßig mittels Computertomographie
kontrolliert - wurde 2010 eine neue Metastase in einem frühen Stadium entdeckt
und operativ entfernt. Seit dem gab es keine neuen Befunde. Der Antikörper schafft
es derzeit, alle im Körper eingenisteten Zellen in Schach zu halten und sie am
ungezügelten Wachstum zu hindern. Aufgrund dieser schlummernden Zellen gilt
Anette R. nicht als geheilt. Vor jeder Untersuchung der Lunge durchlebt sie
die beklemmende Situation der Ungewissheit. Doch die agile Dresdnerin setzt
alle Hoffnungen weiterhin auf die Antikörpertherapie und führt gewissenhaft
Buch über die Infusionen.
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
November 2013 |
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs