„Bei der Hälfte der Erkrankungsrückfälle handelt es sich um invasive Karzinome“, betont
Professor Dr. med. Frederik Wenz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
am Universitätsklinikum Mannheim, der als Mitglied der DEGRO-Organgruppe Mamma an der
Erarbeitung der Leitlinien-Ergänzung beteiligt war. Auch das Risiko eines nicht-invasiven
Rezidivs sei bei Patientinnen, die sich nach der ersten Operation einer Radiotherapie
unterzogen hätten, deutlich niedriger. „Die Bestrahlung halbiert die Rezidivrate und verringert
das Risiko einer Entwicklung vom DCIS zu invasiven Karzinomen. Insofern verbessert sie für
viele betroffene Frauen die Chancen, keinen Rückfall zu erleiden und auch langfristig/dauerhaft
die Brust erhalten zu können“, verdeutlicht Professor Wenz.
Die neue Leitlinie der DEGRO stützt sich auf zahlreiche Studien und Metaanalysen zum Thema
nicht-invasiver Brustkrebs und DCIS. Eine im November 2013 veröffentlichte Arbeit von
Wissenschaftlern um die Niederländerin Mila Donker kommt zu ähnlichen Ergebnissen wie
die medizinische Fachgesellschaft: Über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren beobachteten
die Forscher mehr als 1000 Frauen, denen ein DCIS in einer Größe von weniger als fünf
Zentimetern operativ entfernt worden war. Die Hälfte der Patientinnen hatte nach dem
Eingriff eine Strahlentherapie erhalten, die andere Hälfte nicht. Ergebnis: Die
Bestrahlung reduzierte das Risiko eines Lokalrezidivs, eines örtlichen begrenzten
Rückfalls, um 48 Prozent.
Die Experten der DEGRO-Organgruppe Mamma stellen in der Leitlinie fest, dass von einer
postoperativen Strahlentherapie Frauen aller Altersgruppen profitieren. Bei jüngeren
Patientinnen sei das Risiko eines Lokalrezidivs höher als bei Frauen jenseits der Wechseljahre,
erklären sie. Aus den vorliegenden Daten sei zu schließen, dass bei Jüngeren eine Boost-Radiotherapie
sinnvoll sein könne – dabei handelt es sich um eine zusätzliche, höher dosierte Bestrahlung der
Körperstelle, an der sich der Tumor befand. „Weitere Forschung wäre hier sinnvoll“, sagt
Professor Wenz. Denn in den S3-Leitlinien zum Mammakarzinom wird eine Boost-Therapie bei
DCIS bisher nicht empfohlen.
„Kommt es nach einer brusterhaltenden Operation zum Rückfall, folgt fast immer eine Mastektomie,
also die Amputation der Brust“, erklärt DEGRO-Präsident Professor Dr. med. Michael Baumann.
„Vielen Frauen könnte dies erspart bleiben, wenn zukünftig schon nach der ersten Operation
bestrahlt würde“, fasst der Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden zusammen.
Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit
hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren
wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des
Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu
bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.
Souchon R, et al. 2014. „DEGRO practical guidelines: radiotherapy of breast cancer II“.
Strahlentherapie und Onkologie, Vol. 190, Iss. 1, 2014, DOI 10.1007/s00066-013-0502-3.
Quelle: DEGRO Februar 2014
Donker M, et al. 2013. „Breast-Conserving Treatment With or Without Radiotherapy in Ductual
Carcinoma In Situ“. Journal of Clinical Oncology, Vol. 31. Iss. 32, November 2013,
DOI 10.1200/JCO.2013.49.5077
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs