Jährlich wird bei nahezu 10.000 Frauen in Deutschland ein
Ovarialkarzinom diagnostiziert. Rund 5.600 Patientinnen sterben
pro Jahr an den Folgen der Erkrankung. Damit steht das
Ovarialkarzinom mit 4,9 % der bösartigen Neubildungen
und 5,7 % der Sterbefälle jeweils an fünfter Position der
Malignomerkrankungen der Frau. In Relation zur Inzidenz des
Ovarialkarzinoms weist die Erkrankung unter den
gynäkologischen Tumoren die höchste Mortalität auf [1].
Hoher Bedarf an neuen Therapieoptionen
Die Prognose von Patientinnen mit Ovarialkarzinom wird in
erster Linie durch das Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt
der Erstdiagnose bestimmt. Mangels spezifischer Frühsymptome
und effektiver Screening-Maßnahmen wird das Ovarialkarzinom
bei rund 70 % der Patientinnen erst in den
fortgeschrittenen Stadien (FIGO III - IV) diagnostiziert. Die
zytostatische Kombination aus Carboplatin und Paclitaxel ist –
neben der maximal möglichen, operativen Tumorreduktion – seit
2003 Standard in der Primärtherapie des fortgeschrittenen
Ovarialkarzinoms [2]. Trotz Primärtherapie erleiden mehr als die
Hälfte der Patientinnen ein Rezidiv. „Besonders für diese
Patientinnen besteht ein dringender Bedarf an innovativen
Therapieoptionen“, betont Prof. Andreas du Bois (Wiesbaden). „Konnten in der
Therapie des frühen Ovarialkarzinoms in den vergangenen
Jahrzehnten deutliche Fortschritte hinsichtlich der
Therapieergebnisse erzielt werden, so sind die Erfolge beim weit
fortgeschrittenen Ovarialkarzinom weit geringer und es sterben
immer noch mehr als die Hälfte der Betroffenen an der
Erkrankung.“
GOG-0218 und ICON7: Bevacizumab als neue
Therapieoption
Nach Jahren der Stagnation zeichnet sich nun mit dem
Angiogenesehemmer Bevacizumab ein Fortschritt in der
Primärtherapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms ab. Dafür
sprechen die im Rahmen der diesjährigen Jahrestagungen der
American Society of Clinical Oncology (ASCO) und der
European Society for Medical Oncology (ESMO) vorgestellten
Ergebnisse der beiden randomisierten Phase-III-Studien
GOG-0218 und ICON7 (in Deutschland AGO-Ovar 11) mit mehr
als 3.400 Patientinnen. In beiden Studien wurde das
progressionsfreie Überleben (PFS) der Patientinnen durch die
frühe und kontinuierliche Therapie mit Bevacizumab signifikant
verlängert.
In der Studie GOG-0218 verlängerte die frühe Kombination von
Bevacizumab (15 mg/kg q3w) und Standard-Chemotherapie mit
anschließender kontinuierlicher Gabe von Bevacizumab über
insgesamt 15 Monate das PFS von Patientinnen im
fortgeschrittenen Stadium (FIGO III und IV) signifikant um
median 3,8 Monate (akademische Analyse; regulatorische
Analyse: 6,0 Monate) [3]. In der ICON7-Studie war das PFS bei
früher Kombination von Bevacizumab (7,5 mg/kg q3w) und
Standard-Chemotherapie mit anschließender kontinuierlicher
Gabe von Bevacizumab über insgesamt 12 Monate gegenüber
der alleinigen Standard-Chemotherapie im Median signifikant
um 2,3 Monate (regulatorische Analyse; akademische Analyse:
1,7 Monate) verlängert. Der PFS-Vorteil von Bevacizumab
gegenüber der Standard-Chemotherapie war nach
12 Monaten am größten – genau zu dem Zeitpunkt, an dem die
kontinuierliche Therapie mit Bevacizumab endet [4]. „Hier stellt
sich die Frage, ob die kontinuierliche Therapie mit Bevacizumab
zu früh eingestellt wurde“, so Prof. Jacobus Pfisterer (Solingen).
„Womöglich hätte eine längere
Therapie einen noch deutlicheren Benefit bewirkt.“ Das
Sicherheitsprofil beider Studien entsprach dem
vorausgegangener zulassungsrelevanter Studien mit
Bevacizumab. Die Therapie mit Bevacizumab wurde insgesamt
gut vertragen – Nebenwirkungen traten meist nur im Zeitraum
der initialen Chemotherapie auf.
„Die kongruenten Ergebnisse der beiden Phase-III-Studien zum
progressionsfreien Überleben bestätigen die Wirksamkeit des
Prinzips der Angiogenesehemmung beim Ovarialkarzinom“,
kommentiert Professor Pfisterer die Ergebnisse der GOG-0218-
und ICON7-Studie. „Möglicherweise kann mit Bevacizumab ein
neuer Standard in der Primärtherapie des fortgeschrittenen
Ovarialkarzinoms etabliert werden.“
Reife Daten zur Lebensqualität und zum Gesamtüberleben
werden für 2012 erwartet. Die Einreichung zur Zulassung wird
noch für dieses Jahr erwartet.
Quellen: Presseforum Ovarialkarzinom am 2. Dezember 2010 in Frankfurt am Main.
[1] Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Krebs in
Deutschland 2005/2006 – Häufigkeiten und Trends, 7. Ausgabe,
2010, Robert Koch-Institut und Gesellschaft der epidemiologischen
Krebsregister in Deutschland e.V.
[2] Kommission Ovar der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische
Onkologie e. V., Empfehlungen für die Diagnostik und Therapie
maligner Ovarialtumoren, September 2010
[3] Burger R.A., ASCO 2010, Abstract LBA001
[4] Perren T et al., ESMO 2010; Abstract LBA4
Veranstalter: Roche Pharma AG.
Dezember 2010 |
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs