Zunächst, so Nitz, erfolgt eine Prognoseabschätzung anhand der klassischen Leitlinien-definierten
Faktoren. Zusätzlich werden noch mehrere molekulare Faktoren und bei hormonsensiblem Brustkrebs
der Oncotype-DX®-Brustkrebstest am Gewebe der zur Diagnose führenden Tumorprobe bestimmt. Nach
einer dreiwöchigen, quasi gleichsam diagnostischen Therapie wird die Bestimmung der molekularen
Faktoren in einer zweiten Biopsie oder im OP-Präparat wiederholt.
Bei hormonrezeptorpositiver, HER2-negativer Erkrankung erhalten Patientinnen mit
Recurrence-Score®-Werten> 25 auf jeden Fall eine Chemotherapie und mit einem
Recurrence-Score®-Ergebnis=11 nur eine endokrine Therapie. Bei Patientinnen mit
Recurrence-Score®-Werten zwischen 12 und 25 hängt die Entscheidung für oder gegen
eine Chemotherapie davon ab, ob ein Abfall des Proliferationsmarkers Ki-67 nach
dreiwöchiger Antihormontherapie nachgewiesen werden kann. Da ein früher Abfall unter
endokriner Therapie nach den vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnissen für eine
höhere 5 Jahresüberlebensrate spricht, erhalten diese Patientinnen nur eine endokrine
Therapie und keine zusätzliche Chemotherapie. Dies wird in der ADAPT Studie dazu führen,
dass Frauen mit mittlerem Rückfallrisiko, die von konventioneller Chemotherapie nur
einen geringen Vorteil haben, die Chemotherapie erspart bleibt, weil für sie mit
der Antihormontherapie bereits ein sehr wirksames Behandlungsprinzip identifiziert
wurde. Neben der medizinisch-wissenschaftlichen Fragestellung ist auch eine
gesundheitsökonomische Evaluation fester Bestandteil der Studie.
Ab 1. April 2012 begann die Registrierung von 400 Patientinnen für die
Pilotphase in zwölf Kliniken im Rheinland und in Hamburg. Die Zusammenarbeit
von WSG, AOK Rheinland/Hamburg und Genomic Health stellt dabei ein bisher in
Deutschland einmaliges Kooperationsprojekt dar. Nach Abschluss der Pilotphase
soll das Konzept auf insgesamt 4000 Patientinnen in bundesweit 60-80 Zentren
erweitert werden. Mit der Studie verbinden sich zwei große Hoffnungen: Die
Vermeidung von belastenden und nebenwirkungsreichen Chemotherapien für einen
Großteil der Betroffenen und eine Qualitätssteigerung der medizinischen Versorgung,
die unter intelligenter Verwendung eines innovativen Testverfahrens nicht in
Mehrkosten für das Gesundheitssystem resultiert, schloss Nitz.
Quelle: Symposium "Prognose und Prädiktion: Von konventionellen
Faktoren zum genomischen Grading", am 6. Juli 2012 in Stuttgart, anlässlich der 32. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Senologie. Veranstalter: Genomic Health.
August 2012 |
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs