Highlights vom San Antonio Breast Cancer Symposium
Vom San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2015 berichtete Prof. Michael Untch, Berlin,
der zunächst einige persönliche Highlights des Kongresses präsentierte und danach den Fokus
auf die neoadjuvante Therapie legte. Neben dem Vergleich zweier Multigen-Assays, der die
Vorteile der Kombination des EndoPredict-Tests mit klinikopathologischen Faktoren (EPclin)
deutlich machte, waren für Untch vor allem Beiträge von Bedeutung, die eine Rücknahme der
adjuvanten Strahlentherapie und der Radikalität der Axillaoperation nahelegten. Für Untch
außerdem wichtig war die Bestätigung des Vorteils der adjuvanten Behandlung mit Trastuzumab
über ein Jahr, wie ihn die 10-Jahres-Daten der HERA-Studie[1] und der BCIRG-006-Studie [2] gezeigt
haben. „Effektivitätsdaten der adjuvanten Aphinity-Studie zum Vergleich von Chemotherapie
plus Trastuzumab mit Chemotherapie plus Trastuzumab und Pertuzumab werden frühestens 2017
vorliegen“, berichtete Untch. Eine holländische retrospektive Kohortenstudie verdeutlichte
eindrucksvoll, dass Patientinnen mit kleinen HER2-positiven Karzinomen unter einem Zentimeter
aufgrund der aggressiven Tumorbiologie eine Kombinationstherapie mit Chemotherapie plus
Trastuzumab erhalten sollten [3].
Neoadjuvante Chemotherapie – die Bedeutung der pCR für das Überleben
„Das Erreichen einer pathologischen Komplettremission (pCR) nach einer neoadjuvanten Chemotherapie
ist mit einem verbesserten Überleben assoziiert, vor allem für die Frauen mit einem
Hochrisiko-Mammakarzinom, also einem tripelnegativen Karzinom oder HER2-positivem Tumor“,
zeigte sich Untch überzeugt. Nachdem auf dem europäischen Krebskongress im Herbst 2015
bereits die Bedeutung der pCR für das Überleben der Kohorte der HER2-positiven Patientinnen
aus der neoadjuvanten GeparQuinto-Studie präsentiert worden war [4], wurde auf dem SABCS 2015
eine Analyse zum BRCA1/2-Mutationsstatus, dem Therapieansprechen und der Prognose der
Kohorte der tripelnegativen Patientinnen aus der GeparQuinto-Studie vorgestellt [5].
Alle Patientinnen, die nach der neoadjuvanten Chemotherapie mit Epirubicin, Cyclophosphamid
und Docetaxel (+/ Bevacizumab) eine pCR hatten, zeigten ein verlängertes krankheitsfreies
Überleben (DFS). „In der Analyse zeigte sich auch ein bekanntes Phänomen: Die tripelnegativen
Patientinnen mit BRCA1/2-Mutation hatten ein verbessertes DFS, da sie chemosensiblere
Karzinome haben“, erläuterte Untch. Eine besonders schlechte Prognose haben diejenigen
Patientinnen ohne BRCA1/2-Mutation („wild type patients“), die trotz optimaler neoadjuvanter
Chemotherapie keine pCR erzielen konnten. „Nach 72 Monaten hatten mehr als die Hälfte dieser
Patientinnen Rezidive oder Metastasen entwickelt“, konstatierte Untch. „Erneutes Fazit
aus dieser Studie: Non-pCR-Patientinnen benötigen - zunächst im Rahmen von
Studien - zusätzliche Therapien“.
Neoadjuvantes Platin für Patientinnen mit TNBC?
Auch in der von Gunther von Minckwitz beim SABCS präsentierten Analyse der GeparSixto-Studie ging es um das Überleben der Patientinnen mit einem Hochrisiko-Mammakarzinom, also mit tripelnegativen (TNBC) und HER2-positiven Tumoren, nach einer neoadjuvanten Therapie [6]. Außerdem wurde die Frage untersucht, ob die Hinzunahme einer Platinverbindung zur Anthrazyklin- und Taxan-basierten Chemotherapie Vorteile bringt. Zum einen zeigte sich bei den erstmals präsentierten Überlebensdaten erneut, dass sich bei den Patientinnen mit Hochrisiko-Karzinomen das krankheitsfreie Überleben durch die pCR sehr gut voraussagen lässt. Sowohl die Patientinnen mit TNBC und BRCA1/2-Mutation als auch TNBC-Patientinnen ohne BRCA1/2-Mutation, die eine pCR erreicht hatten, zeigten ein längeres krankheitsfreies Überleben. Zum anderen wurde deutlich, dass sich die pCR durch Carboplatin deutlich steigern lässt und dass sich das in einem verbesserten Überleben niederschlägt. „Bei den mit Carboplatin behandelten Patientinnen mit tripelnegativen Tumoren sieht man einen Vorteil im krankheitsfreien Überleben nach 3 Jahren für die mit Carboplatin behandelten Patientinnen, nämlich einen absoluten Unterschied von knapp 10%. Das entspricht einer fast 40%igen relativen Reduktion von Rezidiven und Metastasen beim TNBC durch Carboplatin. Die Patientinnen mit HER2-positiven Karzinomen jedoch haben vom Platin keinerlei Vorteil“, kommentierte Untch die Ergebnisse. In den von William Sikov vorgestellten Daten der CALGB-40603-Studie zu den Patientinnen mit TNBC konnte mit Platin dagegen nur die pCR, jedoch kein signifikant verbessertes Überleben erreicht werden [7]. Die derzeit rekrutierende GeparOcto Studie vergleicht zwei dosisdichte, dosisintensivierte Ansätze (Epirubicin, Paclitaxel, Cyclophosphamid vs. Myocet, Paclitaxel (+Carboplatin bei TNBC) bei Patientinnen mit TNBC, HER2-positiven Tumoren oder Hochrisiko HR+/HER2-negativen Tumoren. Außerdem werden bei Patientinnen mit TNBC und BRCA1/2 Mutation die PARP-Inhibitoren Olaparib (Olympia Studie) und Veliparib (Brightness-Studie) untersucht.
GeparSepto-Studie: Reduzierte nab-Paclitaxel Dosis verträglicher bei vergleichbarer Wirksamkeit
Daten einer weiteren neoadjuvanten Studie der GBG wurden auf dem SABCS 2015 vorgestellt,
nämlich eine Re-Evaluation der GeparSepto-Studie [8]. Beim SABCS 2014 waren bereits erste Daten
der Studie präsentiert worden, die gezeigt hatten, dass wöchentlich appliziertes nab-Paclitaxel
gefolgt von Epirubicin/Cyclophosphamid (EC) in der neoadjuvanten Therapie signifikant wirksamer
ist als wöchentliches konventionelles Paclitaxel gefolgt von EC. 2015 wurden noch einmal die
beiden Dosierungen von nab-Paclitaxel, wöchentlich 150 mg/m² oder nach dem Studien-Amendment
125 mg/m² nab-Paclitaxel, analysiert. Zum einen erwies sich die Dosierung von 125 mg/m²
wöchentlich als deutlich besser verträglich. „Man sieht wesentlich seltener periphere
Neuropathien - die Inzidenz wurde halbiert - und auch etwas weniger hämatologische Toxizitäten“,
erklärte Untch. Auch die Frage nach einem möglichen Verlust der Wirksamkeit durch die
Dosisreduktion von 150 mg/m² auf 125 mg/m² nab-Paclitaxel konnte eindeutig negativ
beantwortet werden. „Interessanterweise war die niedrige Dosis von 125 mg/m² nicht
nur signifikant wirksamer verglichen mit konventionellem Paclitaxel, sondern erhielt
den Wirksamkeitsvorteil von 150 mg/m² nab-Paclitaxel“, erläuterte Untch. Im
Gesamtkollektiv betrug die pCR-Rate bei den Patientinnen, die 150 mg/m² nab-Paclitaxel
erhalten hatten, 33,6% (vs. 23,5% mit konventionellem Paclitaxel). Nach dem Amendment
lag die pCR-Rate bei den mit 125 mg/m² nab-Paclitaxel behandelten Patientinnen bei
41,4% (vs. 32,4% mit 80 mg/m2 konventionellem Paclitaxel). Bei den Patientinnen mit
tripelnegativen Tumoren betrug der absolute Unterschied bei den pCR-Raten
zwischen 125 mg/m² nab-Paclitaxel (49,3%) und dem konventionellen Paclitaxel (30,7%)
fast 20% (p=0,030). „Ich bin überzeugt, dass sich diese Überlegenheit von 125 mg/m²
nab-Paclitaxel bei den pCR-Raten auch in einem Vorteil beim Überleben niederschlagen
wird“, sagte Untch.
Osteoonkologie – Prävention von Tumor- und Therapie-induzierten Knochenerkrankungen
Die Tumorerkrankung selbst, die antitumorale Therapie und die Knochen stehen in vielfältigen Wechselwirkungen zueinander. Prof. Ingo Diel, Mannheim, Vorsitzender der Deutschen Osteoonkologischen Gesellschaft (DOG) gab einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Osteoonkologie. Ziel der osteoprotektiven Therapie bei Patienten mit Knochenmetastasen ist die Verlängerung der symptomfreien Zeit, bis skelettbezogene Komplikationen (skeletal-related events, SRE: pathologische Frakturen, Bestrahlung des Knochens, Rückenmarkkompression oder operative Eingriffe am Knochen) auftreten. Neben den vier in der Onkologie zugelassenen Bisphosphonaten Clodronat, Ibandronat, Pamidronat und Zoledronat steht seit 2011 auch der RANK-Ligand-Inhibitor Denosumab in der Dosierung 120 mg alle 4 Wochen s.c (XGEVA®) zur Verfügung. Denosumab verzögert effektiv das Auftreten von skelettbezogenen Komplikationen durch Knochenmetastasen beim Mamma- und Prostatakarzinom sowie bei weiteren soliden Tumoren [9] und wird aufgrund der überlegenen Wirkung gegenüber Bisphosphonaten in den aktuellen ESMO Clinical Practice Guidelines “Bone Health in Cancer Patients” bevorzugt empfohlen [9].
Osteoprotektion bei Knochenmasseverlust
Sowohl Bisphosphonate als auch Denosumab werden bei Tumorpatienten jedoch nicht nur bei Knochenmetastasen, sondern auch zur Behandlung eines durch die Tumorerkrankung oder durch die Tumortherapie induzierten Knochenmasseverlustes eingesetzt. Vor allem die Schädigung der Eierstöcke durch die Chemotherapie sowie antihormonelle Therapien und prolongierte Kortisongaben können zu einer sekundären Osteoporose bei Tumorpatienten führen. Bei Mammakarzinompatientinnen mit Aromatasehemmer-induzierter Osteopenie führte die zweimal jährlich subkutane Gabe von 60 mg Denosumab (Prolia®) zu einer signifikanten Zunahme der Knochendichte der Lendenwirbelsäule [10]. „Leider war die Studie bei diesen 250 Patientinnen mit bereits reduzierter Knochendichte recht klein und es liegen keine Frakturdaten vor“, kommentierte Diel. Bei Prostatakarzinompatienten unter hormonablativer Therapie senkte Denosumab die Inzidenz neuer vertebraler Frakturen [11] .
Mammakarzinompatientinnen unter Aromatasehemmertherapie: Denosumab schützt vor Frakturen
2015 wurden bei der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO)
und beim SABCS Ergebnisse einer prospektiven, doppelblinden Phase-III-Studie vorgestellt,
die untersucht hatte, ob durch Denosumab die Frakturhäufigkeit bei postmenopausalen Frauen
mit frühem Mammakarzinom vermindert werden kann. In der ABCSG-18-Studie hatten
3425 Mammakarzinompatientinnen, die mit einem Aromataseinhibitor behandelt wurden,
randomisiert alle 6 Monate entweder Denosumab (60 mg s.c.) oder ein Placebo erhalten [12].
Primärer Endpunkt der Studie war die Zeit bis zur ersten klinischen Fraktur,
die im Denosumab-Arm signifikant länger war als im Placebo-Arm (Hazard Ratio [HR]=0,50; p<0,0001).
Das geschätzte 6-Jahres-Frakturrisiko in der Denosumab-Gruppe betrug 10% gegenüber 20% in
der Placebogruppe (HR=0,50; p<0,0001). Insgesamt traten im Denosumab-Arm weniger Frakturen (92)
auf als im Placebo-Arm, wo sich 176 Frakturen ereigneten. „Die signifikant geringere
Frakturrate zeigte sich in allen Patientinnensubgruppen, und zwar unabhängig von der
Knochendichte der Frauen bei Randomisierung“, erläuterte Diel. Unter Denosumab war
eine Verbesserung der Knochendichte in der Lendenwirbelsäule, der Hüfte und dem
Schenkelhals festzustellen, während unter Placebo die Knochendichte an diesen
Lokalisationen abnahm (p jeweils <0,0001). Im Rahmen der Studie wurde eine
proaktive Suche nach möglichen Fällen von Kieferosteonekrosen (Ostenecrosis of
the jaw, ONJ) durchgeführt, jedoch bestätigte sich nach Beurteilung durch ein
unabhängiges Expertenkomitee keiner der 31 Verdachtsfälle einer ONJ im Denosumab-Arm.
Denosumab senkt Rezidivrate
Beim SABCS 2015 wurden darüber hinaus erste Daten einer vorzeitigen, auf
370 DFS-Ereignissen basierenden Auswertung zum krankheitsfreien Überleben der
Patientinnen der ABCSG-18-Studie präsentiert [13]. „Diese Daten waren für mich eines
der großen Highlights in San Antonio, denn es zeigten sich erste Hinweise auf
einen Vorteil einer ergänzenden Behandlung mit Denosumab hinsichtlich des
krankheitsfreien Überlebens“, kommentierte Diel. Ähnliche Vorteile konnten
bereits in einer Studie zur zusätzlichen Therapie mit Clodronat und Zoledronat
gezeigt werden. Für Clodronat wurden bei Mammakarzinompatientinnen eine
Verbesserung des Überlebens sowie eine Reduktion von Metastasen nachgewiesen [14],
Zoledronat verbesserte bei postmenopausalen Mammakarzinompatientinnen unter
Letrozol das DFS [15]. Eine 2015 publizierte Metaanalyse kommt zu dem Schluss,
dass eine zusätzliche Bisphosphonattherapie das Auftreten von Knochenmetastasen
reduziert und bei postmenopausalen Mammakarzinompatientinnen das krankheitsfreie
und das Gesamtüberleben verbessert [16]. Auf dem SABCS 2015 wurde nun eine
Intention-to-treat-Analyse der Auswirkungen der Denosumab-Therapie auf das DFS der
innerhalb der ABCSG-18-Studie behandelten postmenopausalen Mammakarzinompatientinnen
unter Aromataseinhibitortherapie präsentiert. Diese zeigte nach einem medianen
Follow Up von 4 Jahren eine Verlängerung des DFS um 18% durch Denosumab (HR=0,82, p=0,051).
„Die statistische Signifikanz wurde haarscharf verpasst – für mich ein Problem der Auswertung,
die vorzeitig erfolgen musste. Ich hoffe, dass eine Neuanalyse, die derzeit durchgeführt
wird, die Daten erhärtet“, kommentierte Diel. Der absolute Vorteil durch Denosumab
beträgt laut Studienleiter Prof. Michel Gnant nach 5 Jahren 2,1%. Subgruppenanalysen
weisen darauf hin, dass der Vorteil beim DFS durch die ergänzende Denosumab-Therapie
bei Frauen mit Tumoren über 2 cm Durchmesser (HR=0,66, p=0,016), duktal invasiver
Histologie (HR=0,79, p=0,048) sowie ER- und PR-positiven Tumoren (HR=0,75, p=0,013)
am deutlichsten ist.
„Ich erwarte, dass Denosumab in die Empfehlungen der AGO-Leitlinie zur adjuvanten
Bisphosphonattherapie zur Verbesserung des Überlebens aufgenommen wird“, erklärte
Diel und vermutet: „Aufgrund der noch fehlenden Zulassungen wird es zunächst bei einer
+-Empfehlung bleiben. Ich bin aber sicher, dass Denosumab die erste Substanz sein wird,
die eine Zulassung für die adjuvante Therapie bekommt.“
Supportive Maßnahmen – in der gynäkologischen Onkologie unverzichtbar
Für Tumorpatienten sind supportive Therapien hochrelevante Maßnahmen. „Sie erhalten
oder verbessern aber nicht nur die Lebensqualität, ohne sie wären moderne hochdosierte
und dosisintensivierte Chemotherapieschemata gar nicht durchführbar“, erinnerte
Dr. Rachel Würstlein, München, die einen aktuellen Überblick über supportive Therapien
in der gynäkologischen Onkologie gab. Wichtig sei sowohl die Aufklärung der Frauen über
die spezifischen Nebenwirkungen ihrer Therapie, vor allem in den drei Bereichen Alopezie,
Übelkeit und Erbrechen, Infektionen und Fieber als auch die kontinuierliche Erfassung
der Beschwerden mittels schriftlicher Fragebögen. Ein im Rahmen von klinischen
Studien bewährtes und geeignetes Instrument zur Erfassung der Auswirkungen von
Übelkeit und Erbrechen auf den Alltag der Patienten, und damit ein Maß für die
Lebensqualität unter der Chemotherapie, ist der Functional Living Index-Emesis (FLIE)
Fragebogen. Im Vordergrund der supportiven Maßnahmen steht der Erhalt der Lebensqualität.
Dazu gehören zum einen das Management der myleosuppressiven Auswirkungen der
Chemotherapien, wie die Infektionsprophylaxe und vor allem die Vermeidung febriler
Neutropenien, und die Prophylaxe und Therapie von Schleimhautschädigungen sowie zum
anderen ein für die Patientinnen immens wichtiger Komplex, die Antiemese. „Die
Frage nach der wahrscheinlichen Belastung durch Übelkeit und Erbrechen gehört zu
den häufigsten Fragen der Patientinnen“, berichtete Würstlein und verwies auf die
Auswirkungen von Übelkeit und Erbrechen auf den Alltag der Patientinnen und der
gesamten Familie.
Viele gynäko-onkologische Chemotherapien erfordern antiemetisches Dreifachregime
Der Erhalt ihrer Lebensqualität ist für Tumorpatientinnen ein eminent wichtiges Therapieziel,
wie eine Umfrage bei 202 Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und 66
gynäkologischen Onkologen zeigte. Aus der Umfrage geht allerdings auch hervor, dass
nur ein Bruchteil der Patientinnen mit Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen (CINV)
deshalb ihren Arzt aufsuchte [17]. Schon 2004 war gezeigt worden, dass die Häufigkeit von Übelkeit
und Erbrechen in der verzögerten Phase nach der Chemotherapie von Seiten des medizinischen
Personals häufig unterschätzt wird [18]. „Das Präventionssystem krankt also vor allem bei der
verzögerten Übelkeit“, konstatierte Würstlein. Auch die Beweggründe der Ärzte, warum
existierende nationale und internationale Leitlinien nicht umgesetzt werden, wurden
bereits analysiert [19]. Eine Reihe von Ursachen wirkt bei der Entstehung von Übelkeit
und Erbrechen bei Tumorpatienten zusammen, maßgeblich ist jedoch die Emetogenität
der Chemotherapie. „Zudem gibt es eine Patientengruppe, die per se ein besonders
hohes Risiko für Übelkeit und Erbrechen unter Chemotherapie hat, und das sind junge
Frauen“, erklärte Würstlein. Entscheidend sei es, sowohl akute als auch verzögerte
CINV von Anfang an durch eine ausreichende und leitliniengerechte Antiemese zu
verhindern, um so auch der Ausbildung der schwer zu behandelnden antizipatorischen
CINV vorzubeugen. „Dabei ist zu beachten, dass sowohl das in der gynäkologischen
Onkologie häufig eingesetzte Platin als auch die Kombination von einem Anthrazyklin
mit Cyclophosphamid zu den hoch emetogenen Schemata gehören, unter denen ohne antiemetische
Prophylaxe über 90% der Patienten erbrechen würden – das bedeutet, dass diese zur
Prophylaxe die Dreifachkombination bestehend aus NK1-Rezeptorantagonist, 5-HT3-Rezeptorantagonist
und Dexamethason erhalten müssen.
Bei MEC überlegen: Eintägige Dreifachantiemese mit Fosaprepitant
„Mit dem oralen NK1-Rezeptorantagonisten Aprepitant haben wir bereits sehr lange Erfahrung, aber es gibt zunehmend
Daten mit der intravenösen Form, dem Fosaprepitant“, berichtete Würstlein und verwies auf eine internationale
Phase-III-Studie mit 1015 randomisierten Patienten [20]. „Die Patienten hatten überwiegend gynäkologische Tumoren
und erhielten keine hoch emetogenen, sondern verschiedene moderat emetogene Chemotherapien (MEC)“. Die in
beiden Studienarmen am häufigsten eingesetzten Zytostatika waren Carboplatin (ca. 53%) und Oxaliplatin (ca. 22%).
Die Einmalgabe von Fosaprepitant in Kombination mit Ondansetron und Dexamethason verbesserte die antiemetische
Prophylaxe gegenüber der Antiemese mit einem Ondansetron und Dexamethason signifikant über 5 Tage. „Beim
Ansprechen konnte man einen Unterschied von 10% zwischen den Studienarmen beobachten und das ist statistisch
signifikant und klinisch relevant“, erklärte Würstlein. Das eintägige Dreifachregime mit dem intravenösen
NK1-RA war sowohl in der verzögerten Phase (25-120 h nach der Chemotherapie) als auch im gesamten
Risikozeitraum (0-120 h nach der Chemotherapie) signifikant wirksamer (jeweils p<0,001) als das
dreitägige Prophylaxeregime mit Ondansetron und Dexamethason. „Wir erwarten in 2016 eine Neueinstufung
Carboplatin-haltiger Chemotherapien in den Leitlinien der MASCC, für die dann eine Dreifachprophylaxe
mit NK1-Rezeptorantagonist empfohlen wird“, berichtete Würstlein.
Die orale Form des NK1-RA Aprepitant (EMEND®) ist seit kurzem auch bei pädiatrischen Chemotherapiepatienten ab 12 Jahren zur Prävention von Übelkeit und Erbrechen bei MEC und HEC zugelassen.
Mascha Pömmerl, Feldkirchen-Westerham Quelle: 32. Münchener Fachpresse-Workshop mit Highlights vom ASH 2015 und SABCS 2015
am 13. Januar 2016 in München; Gemeinsame Sponsoren: AMGEN GmbH, Celgene GmbH, Gilead Sciences GmbH,
MSD SHARP & DOHME GmbH, Novartis Pharma GmbH
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followed by docetaxel (AC?T) with doxorubicin plus cyclophosphamide followed by docetaxel and
trastuzumab (AC?TH) with docetaxel, carboplatin and trastuzumab (TCH) in HER2+ early breast cancer.
SABCS 2015. Abstract S5-04
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Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs