Capsaicin, ein Inhaltsstoff von scharfen Substanzen wie Peperoni oder Pfeffer, hemmt
das Wachstum von Brustkrebszellen. Das berichtet ein Team um den Bochumer Duftforscher
Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt und Dr. Lea Weber nach Experimenten an kultivierten
Zellen. In der Zeitschrift "Breast Cancer - Targets and Therapy" stellen die
Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum ihre Ergebnisse vor, gemeinsam mit
Kollegen der Augusta-Kliniken Bochum, des Herz-Jesu-Krankenhauses Dernbach sowie
dem Kölner Zentrum für Genomik.
Die Versuche erfolgten mit der Zelllinie SUM149PT, die ein Modellsystem für eine besonders aggressive Brustkrebsform ist, den Triple-negative-Typ. Für diese Krebsart ist die Chemotherapie derzeit die einzige mögliche Behandlung.
Besonders häufiger Rezeptor
In den kultivierten Zellen fand das Team eine Reihe klassischer Riechrezeptoren.
Besonders häufig vertreten war aber vor allem ein Rezeptor, der sonst im fünften
Hirnnerv, dem Nervus trigeminus, vorkommt. Er gehört zu den sogenannten
Transient-Receptor-Potential-Kanälen und trägt den Namen TRPV1. Neben dem
Schärfemolekül Capsaicin aktiviert auch Helional - ein Duft nach frischer
Meeresbrise - diesen Rezeptor.
In Kooperation mit Privatdozentin Dr. Gabriele Bonatz vom Brustzentrum der
Augusta-Kliniken Bochum bestätigte Hatts Team die Existenz von TRPV1 in
Tumorzellen in neun verschiedenen Burstkrebsproben.
Krebszellen sterben ab
Die Forscher aktivierten den TRPV1-Rezeptor in Zellkultur mit Capsaicin oder Helional,
indem sie die Stoffe für mehrere Stunden oder Tage zu der Kultur hinzugaben. Dadurch
vermehrten sich die Krebszellen langsamer. Außerdem starben durch die Behandlung
verstärkt Tumorzellen ab. Die überlebenden Zellen waren zudem nicht mehr in der
Lage, sich so schnell zu bewegen wie zuvor; das lässt darauf schließen, dass sie
im Körper schlechter Metastasen bilden könnten.
"Wenn wir den TRPV1-Rezeptor gezielt durch Medikamente anschalten könnten, könnte
sich ein neuer Ansatz für die Behandlung dieser Krebsform ergeben", sagt Hanns Hatt.
Eine Aufnahme über die Nahrung oder durch Einatmen reicht dazu nicht aus.
Wirksam in Mäusen
Die Chemikalie Arvanil - chemisch ähnlich zum Schärfemolekül Capsaicin - hatte
sich in früheren Studien anderer Gruppen bereits als wirksam gegen Hirntumoren
bei Mäusen erwiesen; sie reduzierte das Tumorwachstum in den Tieren. Aufgrund
zu starker Nebenwirkungen ist diese Substanz aber nicht für Menschen zugelassen.
Neben Capsaicin und Helional aktivieren auch die körpereigenen Endovanilloide
den TRPV1-Rezeptor.
Förderung
Die Arbeiten wurden unterstützt von der Heinrich-und-Alma-Vogelsang-Stiftung und
der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 642.
Originalpublikation:
Lea V. Weber, Klaudia Al-Refae, Gerhard Wölk, Gabriele Bonatz, Janine Altmüller,
Christian Becker, Günter Gisselmann, Hanns Hatt: Expression and functionality of
TRPV1 in breast cancer cells, in: Breast Cancer - Targets and Therapy, 2016, DOI: 10.2147/BCTT.S121610
Quelle: Ruhr-Universität Bochum (RUB)
Dezember 2016 |
Literaturreferate
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