In die Analyse waren über 2.100 Patientinnen mit HER2-negativem Mammakarzinom
eingeschlossen, die first-line Avastin in Kombination mit Paclitaxel oder Capecitabin
erhielten. Das progressionsfreie Überleben (PFS) lag über alle Patientinnengruppen
hinweg bei 10,1 Monaten, bei endokrin vorbehandelten Patientinnen bei 9,0 Monaten
und bei unmittelbar mit Avastin/Chemotherapie behandelten Patientinnen bei 11,5 Monaten.
Die Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen vorangegangener Auswertungen sowie
klinischer Studien [2,4-7]. Die Therapie war insgesamt gut verträglich – es wurden
keine neuen Sicherheitssignale beobachtet.
„Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Bevacizumab unabhängig vom Hormonrezeptorstatus
in der First-Line-Chemotherapie in Kombination mit Paclitaxel oder Capecitabin
eingesetzt werden kann“, erläutert Professor Volkmar Müller vom Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf und Hauptautor der auf dem SABCS vorgestellten Subgruppenanalyse.
„Bemerkenswert ist, dass wir in dem Setting der AVANTI-Studie ein nicht weiter
selektiertes Patientinnenkollektiv sehen, viele von ihnen mit hohem Risiko.“
Patientinnen mit Behandlungsdruck profitieren
Als Hochrisikopatientinnen mit entsprechendem Behandlungsdruck waren in AVANTI
Patientinnen klassifiziert, die mindestens drei der folgenden fünf Kriterien erfüllten:
Erkrankungsfreies Überleben (DFS) von weniger als 24 Monaten, ECOG-Performance-Status
kleiner als 2, Lebermetastasen und/oder mindestens 3 Organmetastasen, Tripel-negatives
Mammakarzinom (TNBC) sowie eine vorangegangene adjuvante oder neoadjuvante Therapie
mit Anthrazyklinen und/oder Taxanen. Das mediane PFS der 306 Patientinnen dieser
Gruppe lag bei 6,4 Monaten, bei den 441 Patientinnen mit TNBC bei 7,2 Monaten.
Patientinnen mit hohem Behandlungsdruck identifizieren
Die Patientinnen mit Behandlungsdruck zu identifizieren, die von der Avastin-Kombination
in der First-Line-Therapie besonders profitieren können, ist von großer Bedeutung.
Hierzu sind derzeit in der S3-Leitlinie [8] und in den Therapieempfehlungen der
AGO Mamma [9] keine konkreten Hinweise zu finden. Fünf führende Experten haben daher
unter Vorsitz von Professor Michael P. Lux im Jahr 2016 einen Expertenkonsens
erarbeitet [10]. Demnach ist Behandlungsdruck ein Faktor, der sich aus verschiedenen
Elementen zusammensetzt und für jede Patientin individuell bestimmt werden soll.
Zu den elf erarbeiteten Entscheidungskriterien gehören unter anderem Informationen
zu Vortherapien, zur Symptomatik, dem Allgemeinzustand (ECOG), der Lebensqualität
sowie der Aggressivität der Erkrankung. Ermittelt wird letztlich, wie wichtig es
ist, ein schnelles und zuverlässiges Ansprechen zu erreichen, um tumorbedingte
Beschwerden zu lindern oder akute Bedrohungen wie Organversagen abzuwenden. Bei
Behandlungsdruck sollte den Experten zufolge unabhängig vom HR-Status eine
First-Line-Kombination mit Avastin erwogen werden.
[1] Müller V et al., SABCS 2016, P6-13-02
Quelle: Roche Pharma AG
[2] Gray R et al., J Clin Oncol 2009, 27(30): 4966-4972
[3] Robert N et al., J Clin Oncol 2011, 29(10): 1252-1260
[4] Miles D et al., ESMO 2015, #1866
[5] Zielinski et al., Lancet Oncol 2016; 17: 1230-1239
[6] Rugo H et al., J Clin Oncol 2015, 33(21): 2361-2369
[7] Müller V et al., SABCS 2015, P4-13-26
[8] S3-Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft.
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OL_l_S3__Brustkrebs_Mammakarzinom_Diagnostik_Therapie_Nachsorge_2012-07.pdf
(letzter Zugriff: 20.12.2016)
[9] AGO-Leitlinie (Version 16.0.1): www.ago-online.de (letzter Zugriff: 20.12.2016)
[10] Lux M et al., Senologie 2016, 03(13), Beilage „Blickpunkt Medizin“, unterstützt von Roche Pharma
Dezember 2016 |
Literaturreferate
Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs
Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs