ASCO 2016: NOGGO mit zwei wegweisenden Studien auf dem amerikanischen Krebskongress vertreten

Letzte Woche fand in Chicago der amerikanische Krebskongress statt, der mit fast 40.000 Teilnehmern nicht nur das weltweit größte, sondern auch das bedeutendste Forum der Krebsmedizin ist – und in diesem Jahr präsentierte die NOGGO e. V. (Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie) der internationalen Fachwelt gleich mit zwei Studien:

Erstmals belegter Überlebensvorteil für Frauen mit einem sogenannten platinresistenten Ovarial-, Tuben- oder Peritonealkarzinom mit einer neuartigen Krebsmedikamentenkombination

Im Rahmen einer großen Studie aus Deutschland [1] mit einer Kombination aus Topotecan, welches aus der Pflanze Camptotheca acuminata gewonnen wird, und dem zielgerichteten Medikament Sorafenib, einem sog. Multi-Kinase-Hemmer, wurde die Wirksamkeit im direkten Vergleich mit der Standardtherapie mit Topotecan bei Patientinnen mit platinresistentem rezidiviertem Ovarialkarzinom verglichen. Unter dem sog. platinresistenten Ovarialkarzinom versteht man, dass der Tumor unter oder kurz nach einer platinhaltigen Standardchemotherapie wieder gewachsen (progredient) war. Bisher konnte für diese Therapiesituation noch kein Vorteil für das Gesamtüberleben durch eine Krebstherapie gezeigt werden.

Primärer Endpunkt der vorgestellten Studie war das progressionsfreie Überleben, als sekundärer Endpunkt wurde. das Gesamtüberleben untersucht. Wie sich im Ergebnis eindrucksvoll zeigte, profitierten die Patientinnen von der Kombinationstherapie mit Sorafinib: Das progressionsfreie Überleben in der „Sorafenib-Gruppe“ 6,7 Monate, in der Vergleichsgruppe hingegen nur 4,4 Monate. Noch deutlicher war der Unterschied im Hinblick auf das Gesamtüberleben mit 17,1 Monaten in dem experimentellen Studienarm und 10,1 unter der Standardgruppe. „Die Studie zeigt einen signifikanten Benefit der Kombinationstherapie im harten Endpunkt Überleben, es ist die bisher erste Studie weltweit, die für diese schwierige Krankheitssituation einen Vorteil für das Gesamtüberleben zeigen konnte und macht sowohl den Wissenschaftlern als auch Patientinnen Mut “, erklärt Studienleiter Prof. Dr. med. Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für Gynäkologie der Charité Universitätsmedizin Berlin. „Zudem wurde die Sorafinib-basierte Therapie auch gut von den Patientinnen toleriert, der klare Überlebensvorteil ging zudem nicht zu Lasten der Lebensqualität“.

Die zweite NOGGO-Studie [2], die in Chicago vorgestellt wurde, war eine prospektive Untersuchung zum Einfluss des Ernährungsstatus auf den Therapieerfolg bei Patienten mit Ovarial-, Tuben oder Peritonealkarzinom. „Diese Studie ist insofern wegweisend, da sie keine Behandlungsregime vergleicht, sondern einen von den Patienten mitunter selbst beeinflussbaren Risikofaktor untersucht“, so Sehouli. Die Studie zeigte im Ergebnis, dass die Mangelernährung (Malnutrition) ein unabhängiger und bisher sowohl klinisch als auch wissenschaftlich ungenügend beachteter unabhängiger Prädiktor einer inkompletten Zytoreduktion ist und darüber hinaus mit einem schlechteren Überleben einhergeht. „Zwar deckt sich letzteres mit unserer klinischen Erfahrung, aber letztlich war es für uns doch überraschend zu sehen, dass der Ernährungsstatus direkt mit der Zytoreduktion korreliert. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die unterstreicht, dass der Erfolg der Krebstherapie nicht nur von Medikamenten abhängt, sondern dass wir den Patienten im Ganzen im Blick haben müssen. Möglicherweise erreichen wir mit supportiven Maßnahmen, wie einer Ernährungstherapie, mehr Erfolge, als wir bislang angenommen haben. Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass sich Forschungsorganisationen wie die NOGGO e.V. solchen Fragen annimmt, an denen die Industrie kein Forschungsinteresse hat.

Quellen:
[1] Jalid Sehouli, Felix Hilpert, Sven Mahner et al. 2016. Topotecan (T) ± sorafenib (S) in platinum-resistant ovarian cancer (PROC): A double-blind placebo-controlled randomized NOGGO–AGO intergroup Trial—TRIAS. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5522) http://meetinglibrary.asco.org/content/169468-176
[2] Jalid Sehouli, Paulina Ali, Elena Ioana Braicu et al. 2016. The impact of preoperative malnutrition on surgery outcome and overall survival in ovarian or peritoneal cancer patients: A prospective study. J Clin Oncol 34, 2016 (suppl; abstr 5574) http://meetinglibrary.asco.org/content/170921-176

Nord-Ostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie (NOGGO e.V.)


Juni 2016

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Vulväre intraepitheliale Neoplasie
Präinvasive genitale Läsionen mit erheblich ange stiegener Inzidenzrate

Literaturreferate
GeparQuattro-Studie:
Neoadjuvante Therapie mit Trastuzu-mab bei HER2-positivem Brustkrebs

Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs

Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs