Der axilläre Sentinel-Lymphknotenbefund kann falschpositiv sein

Immunhistochemische Untersuchungen des Sentinel-Lymphknotens werden auch zunehmend bei Brustkrebs-Patientinnen mit duktalem Carcinoma in situ (DCIS) durchgeführt, wenn aufgrund der Ausdehnung der Läsion eine Ablatio indiziert ist bzw. bereits invasives Wachstum zu befürchten ist. Aber auch bei positivem Lymphknotenbefund besteht die Möglichkeit, dass es sich um iatrogen


abgelöste Zellen handelt, die über „benignen Transport“ in die Lymphknoten gelangt sind (Bleiweiss IJ, et al., 2006):


Im Falle eines Nachweises von Epithelzellen im Sentinel-Lymphknoten bei Patientinnen mit einem duktalen Karzinom besteht der Verdacht auf Vorliegen eines okkulten invasiven Karzinoms. Es steht sogar zu befürchten, dass es sich um ein äußerst aggressives Karzinom handeln könne.

Epithelzellen in Sentinel-Lymphknoten, deren immunhistologische Merkmale offensichtlich nicht mit denen des bei der Patientin zugrundeliegenden Karzinoms übereinstimmen

Bei der Nachbegutachtung von 25 Fällen, in denen die Sentinel-Lymphknoten Zytokeratin-positive Zellen aufwiesen, die immunhistochemischen Befunde insgesamt aber keine Ähnlichkeit mit dem zugeordneten Mammakarzinom hatten, wurde jeweils der benigne Charakter der vermeintlichen Metastasen nachgewiesen. In neun Lymphknoten waren „Metastasen“ bereits bei der Inspektion der Hämatoxylin-Eosin (HE)-Präparate entdeckt worden. Übereinstimmende zytologische Merkmale von epithelialen Zellen im Sentinel-Lymphknoten mit intraduktalen Papillomen im entsprechenden Biopsiematerial aus der Brust wurde in 22 Fällen registriert. Von sechs eindeutig Her-2/neu-positiven Karzinomen erwiesen sich die im Sentinel-Lymphknoten aufgefundenen Epithelzellen als entsprechend negativ. Ferner exprimierten 13 Tumoren in hohem Maße Estrogenrezeptoren (ER), während die Epithelzellen in den Lymphknoten ER-negativ waren. In 19 Fällen ließ sich eine Dislozierung von Epithelzellen auch an der Biopsiestelle nachweisen.

Epithelzellen in Sentinel-Lymphknoten können einen falschpositiven Befund vortäuschen, wenn sie bei Manipulationen in der Brust abgelöst und in die Lymphknoten verschleppt wurden.

Aufgrund dieser Befunde kann nicht ausgeschlossen werden, dass in die Ergebnisse früherer Studien teilweise Fehlinterpretationen des Lymphknotenstatus eingegangen sind – insbesondere in Fällen mit nur wenig aufgefundenen Tumorzellen im Sentinel-Lymphknoten. Wenn aber manche N+-Tumoren in Wirklichkeit N0-Tumoren waren, verfälschte das unter Umständen Aussagen über den prädiktiven Wert von Mikrometastasen oder isolierter Tumorzellen in Lymphknoten bezüglich des krankheitsfreien Überlebens und des Tumor-verursachten Ablebens. Bisher besteht hierüber kein allgemeiner Konsensus.



Bleiweiss IJ, Nagi CS, Jaffer S. 2006. Axillary sentinel lymph nodes can be falsely positive due to iatrogenic displacement and transport of benign epithelial cells in patients with breast carcinoma. J Clin Oncol 24:2013-2018.
Editorial: Carter BA, Page DL. 2006. Sentinel lymph node histopothology in breast cancer: minimal disease versus artifact. J Clin Oncol 24:1978-1979.


September 2006 red.  
Suche:
Inhalt
Vulväre intraepitheliale Neoplasie
Präinvasive genitale Läsionen mit erheblich ange stiegener Inzidenzrate

Literaturreferate
GeparQuattro-Studie:
Neoadjuvante Therapie mit Trastuzu-mab bei HER2-positivem Brustkrebs

Capecitabin zu Anthrazyklin- und Taxan-basierter neoadjuvanter Therapie bei primärem Brustkrebs

Paclitaxel dosisdicht bei fortgeschrittenem Ovarialkrebs