Die Behandlung mit Trastuzumab kann bei etwa jeder dritten HER2-positiven Brustkrebs-Patientin zu Kardiotoxizität führen, die
jedoch in den meisten Fällen reversibel ist. Allerdings ist nicht vorhersehbar, bei welcher betroffenen Patientin sich die Herzfunktion
nach Absetzen von Trastuzumab spontan oder durch die Behandlung der Herzinsuffizienz erholt.
In diesem Zusammenhang wurde untersucht, inwieweit Troponin-I zur Identifizierung von Brustkrebs-Patientinnen mit erhöhtem Risiko für Trastuzumab-induzierte
Kardiotoxizität geeignet ist
(Cardinale D, et al. 2010):
Die Trastuzumab-induzierte Kardiotoxizität ist im Gegensatz zu der Anthrazyklin-induzierten Kardiotoxizität nicht dosisabhängig.
Zudem fehlen die typischen ultrastrukturellen Veränderungen, die zu Apotose und Nekrose führen. Die durch Trastuzumab
induzierte Toxizität ist nach Absetzen von Trastuzumab und Einleiten einer Therapie meist reversibel.
Bei 251 Brustkrebs-Patientinnen unter Trastuzumab-Therapie wurde Troponin-I vor und nach jedem Behandlungszyklus bestimmt.
Die linksventrikuläre Auswurffraktion wurde zu Beginn, alle drei Monate während der Behandlung und alle sechs Monate
danach gemessen. War sie um mehr als 10 Einheiten gefallen und unter 50% wurde Trastuzumab abgesetzt und die Behandlung
der Herzinsuffizienz eingeleitet.
Eine Trastuzumab-induzierte Kardiotoxizität trat bei 42 von 251 Brustkrebspatientinnen (17%) auf. Erhöhte Spiegel an
Troponin-I wurden bei 36 Patientinnen gemessen. Von diesen Frauen hatten sieben bereits vor der Behandlung mit
Trastuzumab einen erhöhten Troponin-I-Wert (Abb.).
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Abb.: Zeitpunkt, an dem bei einem Anteil der Patientinnen erstmals eine Erhöhung des Troponin-I-Wertes
festgestellt wurde. In 82% der Fälle trat das bereits vor oder während der ersten beiden Trastuzumab-Zyklen ein. Bei 7 Patientinnen
mit einem erhöhten Troponin-I-Wert vor Beginn der Behandlung mit Trastuzumab, war das wahrscheinlich auf vorausgegangene
Chemotherapien zurückzuführen (Cardinale D, et al. 2010).
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Kardiotoxizität trat bei Patientinnen mit erhöhtem Troponin-I-Wert vermehrt auf (62% mit versus 5% ohne).
Insgesamt 25 Patientinnen (60%) erholten sich nach Absetzen von Trastuzuman und Therapie, wobei sich die
linksventrikuläre Auswurffraktion bei allen Patientinnen ohne Troponin-I-Erhöhung aber nur bei 35% der
Patientinnen mit Troponin-I-Erhöhung normalisierte. In einer multivariaten Analyse erwies sich Troponin-I als
einziger unabhängiger Prädiktor für Trastuzumab-induzierte Toxizität. Der prädiktive Wert war bei Patientinnen
mit ausgebliebener Normalisierung der Herzfunktion erheblich deutlicher ausgeprägt als bei den kurierten Patientinnen.
Troponin-I kann als unabhängiger Prädiktor für irreversible Kardiotoxizität unter der Therapie mit Trastuzumab dienen.
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Mit der Bestimmung von Troponin-I lassen sich sowohl Patientinnen identifizieren, bei denen das Risiko für
Kardiotoxizität besteht, als auch jene, bei denen trotz Therapie der Herzinsuffizienz keine Erholung der Herzfunktion
zu erwarten ist.
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Cardinale D, Colombo A, Torrisi R, et al. 2010.
Trastuzumab-induced cardiotoxicity: clinical and prognostic implications of troponin I evaluation. J Clin Oncol 28:3910-3916.
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