Prävention skelettbezogener Komplikationen (SRE) bei Brustkrebspatienten


Bei Krebspatienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bilden sich häufig Knochenmetastasen. Am häufigsten sind sie mit Karzinomen der Prostata, Lunge und Brust assoziiert. Die Inzidenz bei Patienten mit metastasierter Erkrankung beträgt bis zu 90%. Ossäre Metastasen können zu typischen skelettbezogenen Komplikationen (SRE) führen, die in der Regel mit starken Schmerzen und langen Klinikaufenthalten einhergehen. "Krebspatienten verdienen nicht nur die beste Chemotherapie, sondern auch die beste supportive Behandlung zur Prävention skelettaler Ereignisse und Aufrechthaltung einer hohen Lebensqualität" erläuterte Prof. Dr. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar anlässlich einer Presseveranstaltung in München. Vorrangiges Ziel in der Behandlung von Patienten mit Knochenmetastasen ist die Prävention von schwerwiegenden SRE.

Mit Denosumab (XGEVA) steht seit kurzem eine neue und effektive Therapieoption zur Verfügung, die im Vergleich zu bestehenden Standardtherapien bei soliden Tumoren zu einer zusätzlichen Verzögerung der SRE im Median um weitere 8,2 Monate und damit auch insgesamt zu einer Verringerung der skelettbezogenen Ereignisse führt [1].

Der Wirkmechanismus des vollhumanen Antikörpers unterscheidet sich von dem der Bisphosphonate: Die Substanz bremst den Knochenabbau, indem sie die Reifung von Osteoklasten durch hoch affine und spezifische Bindung an den RANK-Liganden hemmt.

SRE bei Mammakarzinom

Etwa 70% der Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs entwickeln ossäre Metastasen, die zu einer Instabilität der Knochen führen [2].
Die mittlere SRE-Anzahl bei Mammakarzinom ist mit 3,7 pro Jahr höher als bei Prostatakarzinomen (1,47/Jahr) oder anderen soliden Tumoren (2,71/Jahr) [3,4,5].

Knochenmetastasen lösen oft akute skelettbezogene Komplikationen aus: pathologische Frakturen, Rückenmarkskompressionen, Bestrahlungen und Operationen. SRE verursachen häufig heftige Schmerzen und verringern die Mobilität der Patienten. Zudem beeinträchtigen sie die Lebensqualität, verlängern die stationäre Aufenthaltsdauer und belasten insgesamt das Gesundheitswesen stark [6,7], betonte Kiechle.

Mehr Lebensqualität für Patienten - zusätzliche 8,2 Monate ohne SRE

Den großen therapeutischen Wert des RANK-Ligand-Inhibitors bei Patienten mit soliden Knochenmetastasen lässt sich anhand der integrierten Analyse der drei großen, identisch aufgebauten, randomisierten, doppelblinden Zulassungsstudien zwischen Denosumab und Zoledronsäure zeigen [1]. Hier wurden die Daten von 5.723 Patienten ausgewertet, darunter 2.046 mit Brustkrebs, 1.901 mit Prostatakarzinom und 1.776 mit anderen soliden Tumoren oder multiplem Myelom, berichtete Kiechle.

Primäres Ziel war der Nachweis der Nichtunterlegenheit von Denosumab im Vergleich zu Zoledronsäure bzgl. der Dauer bis zum ersten SRE, sekundäres Ziel war die signifikante Verzögerung der ersten und folgenden SRE. Explorativ wurden Gesamtüberleben, Tumorprogression, einzelne SRE, Skelettmorbidität, Schmerzprävention, Analgetikaverbrauch und Kieferosteonekrosen analysiert.

Denosumab verlängerte die mediane Dauer bis zum Auftreten des ersten SRE von 19,4 Monaten (Zoledronsäure) signifikant um 8,2 Monate auf 27,6 Monate. Das Risiko für das erste SRE reduzierte der RANK-Ligand-Inhibitor um 17% (HR: 0,83; p< 0,0001 für Überlegenheit). Auch die Zeit bis zum ersten und folgenden SRE erwies sich als signifikant länger (18%ige Risikoreduktion)[2].

Verzögerung der Schmerzprogression bessert die Lebensqualität

Die Behandlung mit Denosumab geht im Vergleich zu Zoledronat mit einer verzögerten Schmerzprogression von fast zwei Monaten einher.
Bei Tumorpatienten mit leichten oder ohne Schmerzen verlängerte die Substanz die mediane Dauer bis zum Auftreten mittelstarker oder starker Schmerzen im Vergleich zu Zoledronsäure um 55 Tage (HR: 0,83; p=0,0002) [8].

Gute Verträglichkeit und einfache Anwendbarkeit

Neben hoher Effektivität zeigte Denosumab auch ein günstiges Verträglichkeitsprofil. Das belegen 57% weniger "Akute-Phase-Reaktionen" als mit Zoledronsäure und auch die fehlende Notwendigkeit von Dosisanpassungen bei eingeschränkter Nierenfunktion.

Die Gesamtinzidenz unerwünschter Ereignisse entsprach den Erwartungen bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen und war mit Zoledronsäure vergleichbar [8]. Kieferosteonekrosen traten bei beiden Behandlungen nur selten (1-2 % der Patienten) auf. Lediglich Hypokalzämien waren mit Denosumab häufiger zu beobachten. Progressionsfreies- und Gesamtüberleben stellten sich unter Denosumab und Zoledronsäure als vergleichbar dar.

Einen weiteren wichtigen Pluspunkt für Ärzte und Patienten bedeutet die praktische Anwendung: Der Antikörper ist nur einmal alle vier Wochen subkutan zu injizieren.

Fazit: Denosumab markiert einen neuen Meilenstein in Prävention und Therapie von Knochenmetastasen solider Tumoren. Dieser vollhumane Antikörper gegen den RANK-Liganden senkt die Zahl der Skelettkomplikationen und reduziert zudem den Bedarf an starken Schmerzmitteln. Im Vergleich zum bisherigen Therapiestandard verlängert es die Zeit bis zum ersten skelettbezogenen Ereignis und verbessert darüber hinaus die Schmerzprävention signifikant, erläuterte Kiechle.

Quellen:
[1] Lipton A, et al. 2010. ESMO 2010; Poster 1249 P
[2] Rubens RD, Coleman RE. 1995. Bone metastases. In: Abeloff MD, Armitage JO, Lichter AS, Niederhuber JE eds. Clinical Oncology. New York: Churchill Livingstone 643-665
[3] Lipton A, et al. 2000. Cancer 88:1082 1090
[4] Saad F, et al. 2004. J Natl Cancer Inst 96:879 882
[5] Rosen LS, et al. 2004. Cancer 100:2613 2621
[6] Oglesby A, et al. 2008. ISPOR, Athen 2008, Abstract PCN54
[7] Hoefeler H, et al. 2011. ECCO-ESMO 2011, Abstract 91
[8] Cleeland CS, et al. 2010. Ann Oncol 21:8s, Abstract 1248P


Med@Media-Presseveranstaltung "Brustkrebs und skelettbezogene Komplikationen: Mehr Lebensqualität trotz Knochenmetastasen" am 19. Dezember 2011 in der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar. Veranstalter: Amgen GmbH

Dezember 2011

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